Squealer-Rocks.de CD-Review
Pretty Maids - Wake Up To The Real World

Genre: Heavy Rock
Review vom: 11.11.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Frontiers



Die Pretty Maids sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Fluch und Segen oft sehr nahe beieinander liegen. Zwar haben die sympathischen Rocker vor knapp 20 Jahren mit „Future World“ einen absoluten Meilenstein im Heavy Rock Genre geschaffen, der auch heute noch in jeder anständigen Metal - Disco rauf und runter gedudelt wird und wohl auch nicht gerade wenig dänische Kronen in die Bandkasse gespült haben dürfte. Der Fluch an der Geschichte ist jedoch, dass die Band seit jeher auf diesen Klassiker reduziert wird. Dabei haben die hübschen Mädels in ihrer langen Geschichte mit Alben wie „Jump the Gun“, „Scream“ oder „Sin Decade“ noch weitere Glanztaten vollbracht, die im Bereich des melodiösen Heavy Metal absolut wegweisend waren, verkaufstechnisch allerdings nicht mal annähernd die Erwartungen erfüllen konnten.

Irgendwann - genauer gesagt 2002 – hatten die Männer um Ronnie Atkins es dann endgültig satt, zwar auf eine stabile Fanbasis blicken zu können, aber nicht zu wissen, ob man mit den Erlösen der nächsten Scheibe noch die Familie ernähren konnte. Also wagte man mit „Planet Panic“ den Sprung in angesagte, moderne Metal Gefilde, um junge Fans zu gewinnen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass dieser Schuss gewaltig nach hinten losging: die alten Fans kamen mit der Nu Metal Attitüde überhaupt nicht zurecht und das Jungvolk hört sich keine Altrocker jenseits der 40 an, die ihre Gitarren tiefer stimmen. Das Kapitel Pretty Maids schien beendet und in Gedanken grub man eine der besten Bands aller Zeiten schon zu Grabe.

Vor ein paar Monaten dann die erlösende Nachricht: Pretty Maids unterschreiben einen Plattenvertrag bei Frontiers! Hoffnung bei den Fans, denn das italienische Label ist die erste Adresse für erstklassigen Hardrock und Metal der etwas gediegeneren Sorte. Eine Rückbesinnung zu alten Tugenden schien also bevor zu stehen. Und - endlich lüften wir das Geheimnis – die Hoffnungen werden größtenteils erfüllt.

Bereits das Cover ist eine Adaption des „Future World“ Motivs, was natürlich wieder Raum für Spekulationen lässt und meine „Segen / Fluch“ These evtl. untermauert (oder widerlegt). Die ersten Klänge des als Opener fungierenden Titelsongs werden jedem Altfan ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern. Ein extrem melodiöser Midtempo Track, der geradezu zum Mitbrüllen zwingt. Zum Einstieg gehen die Maids also auf Nummer sicher, was sicherlich goldrichtig ist. Das tun sie allerdings nicht bei jedem Track – und gerade das macht die Truppe umso sympathischer, weil ehrlicher. Es wird quasi jede Periode im Schaffen der Band angerissen. Auch vor den einst ungeliebten modernen Klängen wird nicht Halt gemacht: bei „I am the End“ tönen die tiefergelegten Klampfen aber absolut passend zum Gesang von Ronnie Atkins, der mit seinen Wechseln zwischen Aggression und Harmonie immer noch zu den Besten seines Fachs gehört.

Ein großen Anteil hatten bei den Pretty Maids stets romantische Nummern, die entweder als Ballade oder als radiotaugliche Schunkel - Tracks daher kamen, ohne aber dabei kitschig oder aufgesetzt zu klingen. Diese Kunst beherrschen die Skandinavier auch heute noch. „Such a Rush“ steht einem „Love Games“ („Future World“ Album) oder „Walk away“ (“Scream” Album) in nichts nach. Auch die anderen 3 Love Songs begeistern restlos.

Zwischendurch wird das Gaspedal auch mal kräftig durchgetreten, so dass auch reine Metal Fans die Rübe begeistert schütteln dürfen. Alles in allem also genau die Mischung, die sich alle Fans dieser Truppe seit vielen Jahren herbeigesehnt haben. Einziger Ausfall ist die Coverversion von dem Purple Klassiker „Perfect Strangers“. Es gibt halt Songs, da sollte man besser die Finger von lassen.

Ist aber zu verschmerzen, da es endlich wieder Stoff aus Dänemark gibt, der den ehrwürdigen Namen Pretty Maids zu Recht trägt!

Tracklist:
1. Wake up to the Real World
2. All in the Name of Love
3. I am the End
4. As guilty as You
5. Why die for a Lie
6. Such a Rush
7. Where Beauty lies
8. Brave young Breed
9. Twerminal Violence
10. Perfect Strangers
11. Another Shot of you

Line up:
Ken Hammer (g)
Ken Jackson (b)
Allan Tschicaja (d)
Ronnie Atkins (v)

DISCOGRAPHY:

1983 - Pretty Maids
1984 - Red, Hot and Heavy
1987 - Future World
1990 - Jump the Gun
1990 - In Santa’s Claws
1992 - Sin Decade
1992 - Offside
1993 - Stripped
1995 - Scream
1995 - Screamin’ Live
1997 - Spooked
1998 - Back to Back (Best of)
1999 - Anything worth doing is worth overdoing
1999 - First Cuts And Then Some (Compilation)
2000 - Carpe Diem
2002 - Planet Panic
2003 - Alive At Least (Live-Compilation)
2006 - Wake Up To The Real World
2010 - Pandemonium
2013 - Motherland
2014 - Louder than ever
2016 - Kingmaker
2019 - Undress Your Madness

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