Squealer-Rocks.de CD-Review
Proto-Kaw - The Wait Of Glory

Genre: (Progressive) Rock
Review vom: 19.01.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Streng genommen müsste die Genre - Bezeichnung zu diesem Album "Retro Rock“ heissen. Für meine Begriffe gilt diese Bezeichnung aber nur dann, wenn Jungspunde dem Sound der Väter frönen. Bei Proto – Kaw sind nun aber die Vorfahren höchstpersönlich am Werk. Es handelt sich hier nämlich um die fast komplett wiedervereinigte Band Kansas. Aber – und jetzt wird die Geschichte interessant – nicht um die Truppe mit Mega Hits wie "Dust in the wind“, sondern um Kerry Livgren’s erste Band Anfang der 70er mit eben dem Namen Kansas, die er nach 2 erfolglosen Jahren aber auflöste, einer anderen Combo beitrat und diese kurzerhand in Kansas umbenannte. Proto – Kaw sind also Kansas vor Kansas. Womit ich auch gleich wunderbar den Bandnamen aus dem indianischen übersetzt habe.

Von daher möchte ich hier nicht von Retro, sondern lieber von Nostalgie, oder besser noch Authentizität sprechen.
Man hätte nämlich keine Probleme, die Musik der Amerikaner als Original Aufnahmen aus der Schlaghosen Ära zu verkaufen. Nebenbei gesagt glaube ich auch nicht, dass junge Bands so klingen können. Die mittlerweile gereiften Herren spielen ihren abwechslungsreichen Stil so glaubhaft und intensiv, wie es nur Musiker können, die diese Zeit selbst miterlebt haben.

Stellt sich also die Frage, ob dieser Sound für die U – 50 Fraktion überhaupt interessant, bzw. nachvollziehbar ist. Was man zu zwei Dritteln bejahen kann, da die Scheibe viel Abwechslung bietet.
Da stehen an vorderster Front die teils überlangen, leicht proggigen Tracks mit absolut faszinierender Atmosphäre. Allesamt in einer sehr ruhigen Grundstimmung gehalten, mal düster – dramatisch, mal von schlichter Schönheit getragen. Es gibt viel akustische Gitarren zu hören und Flötentöne bringen ein bisschen Hippie Feeling in unsere aggressive Zeit.
Natürlich vergessen die Altmeister auch das rocken nicht und die markante "Schweineorgel“ kommt in teils atemberaubender Geschwindigkeit ebenfalls zum Einsatz. Vergleiche mit Deep Purple drängen sich bei solchen Passagen natürlich auf, doch auch die ersten beiden Foreigner Scheiben weisen ähnliche Klänge auf.

Bei 3 Songs allerdings wird die Toleranzgrenze eines Rock Fans bis ans Limit beansprucht. Da beherrschen Saxophon, Bläser, Funk und Soul das Geschehen. Das ist streckenweise ganz lustig, aber zerstört ein wenig das Gesamtbild des Albums, weil diese Töne im krassen Gegensatz zu den anderen 7 Stücken stehen.
Andererseits aber auch ein Zeichen für die Unabhängigkeit der Musiker, die sich keinen Konventionen beugen – und bei 62 Minuten Spieldauer bleibt intoleranten Fans wie mir praktisch immer noch ein ganzes Album ohne "Spielereien“.
Übrigens mit einer erstklassigen Produktion und einem wirklich überragenden Sänger mit einer tollen klaren Stimme.

Bleibt nur noch zu sagen, dass sich Proto – Kaw zusammen mit den Prog Göttern Pallas tatsächlich mal auf deutsche Bühnen verirren werden:
Am kommenden Sonntag, 22.01. in die Zeche, Bochum
und am 26.01. in die Frankfurter Batschkapp – einen Tag später gibt es auch noch ein Gastspiel in Pratteln in der schönen Schweiz.

Tracklist:
1. Nevermore
2. Relics of the Tempest
3. When the Rains come
4. On the Eve of the great Decline
5. Physic
6. Osvaldo’s Groceries
7. The Vigil
8. Old Number
9. Melicus Gladiator
10. Picture this

Line Up:
John Bolton – Flöte, Saxophon
Craig Kew – Bass, Gesang
Kerry Livgren – Gitarren, Keyboards, Gesang
Lynn Meredith – Leadgesang, Sprache
Brad Schulz – Schlagzeug
Dan Wright – Orgel, Keyboards, Gesang

DISCOGRAPHY:

2001 - Early Recordings from Kansas 1971 – ’73
2004 - Before Became After
2006 - The Wait of Glory

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Proto-Kaw - The Wait Of Glory (CD-Review)

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