Squealer-Rocks.de CD-Review
Unrest - Back To The Roots

Genre: Heavy Metal
Review vom: 19.11.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Mit Unrest haben wir mal wieder eine von diesen vielen Bands, die den so genannten „Großen“ qualitativ in nichts nach stehen, allerdings nie über den Underground Status hinaus gekommen sind. Klar, es gibt weitaus schlimmeres und das Bremer Urgestein kann mit Stolz auf eine stabile und treue Fanschar verweisen. Dennoch kommt mir auf vielen Metal Konzerten das teuer bezahlte Pils regelmäßig wieder hoch, wenn ich beim Nennen des Namens Unrest in ratlose Fressen gucke, deren Besitzer Primal Fear Shirts und Devotionalien von anderen angesagten Truppen im Wert von 200 Euronen spazieren tragen. Liebe Leute, Unrest waren lange vor denen da!

Bereits Anfang der 90er machten sich die Norddeutschen auf, um die Nachfolge des damals vor sich hindümpelnden Metal Flagschiffs Accept anzutreten. In den Jahren 1995 - 98 konnte dieses verwegene Unterfangen durchaus als erfolgreich gewertet werden: die Alben „By the Light of the Moon“ (1995), „Cold Steel Whisper“ (1998) und vor allen Dingen das 97er Meisterwerk “Watch out“ gehören ohne Zweifel zum besten Stahl, der jemals eine deutsche Schmiede verlassen hat. Unrest vereinten alle Accept und Judas Priest Tugenden in ihrem Stil, boten aber immer noch genügend Eigenständigkeit um niemals dem Verdacht der Kopie zu unterliegen.

Zur Jahrtausendwende leiteten interne Bandprobleme dann das Ende einer grandiosen Truppe ein. Über die beiden in dieser Zeit veröffentlichten Scheiben legen wir mal wohlwollend die Kutte des Schweigens.

Nun also „Back to the Roots“. Ein wenig origineller Titel, mit dem Geruch des verzweifelten Comeback - Versuchs behaftet. Doch, im Gegensatz zu vielen anderen albernen Rückkehrern, verwandelt sich der schäbige Geruch hier bereits nach den ersten Sekunden des fulminanten Openers „Go to Hell“ in feinsten Duft von blankem teutonischen Stahl! Passt, das Dingen. Alles wie früher. Fette Riffs, ein saugeiler Gesang, der irgendwo zwischen „Uns Udo“ und Brian Johnson liegt, dazu die gewohnt hochmelodiösen Soli von Gitarrist Claus Wiechert.

Der vermeintlich kischige Albumtitel ist also Programm. Unrest klingen fast genauso wie vor 8 Jahren. Alle Trademarks von damals sind auch 2006 präsent. Jeder Freund von mächtigem 80er Metal wird vor Freude im Dreieck bangen, jeder Priest Fan wird „Angel of Retribution“ in die Ecke schmeissen und jeder Accept Maniac wird eine Kerze anzünden.

Und doch gibt es – leichte – Veränderungen zu vermelden: so hat Sänger Sönke Lau seinen Gesang gegenüber früher noch verbessert. Manch einer mag meinen Brian Johnson Vergleich schon kritisch betrachtet haben. Doch hört Euch mal den Stampfer „Don’t stop“ an.

Auch scheint sich die lange Pause der Band aufs Songwriting ausgewirkt zu haben, da viele Sachen wirklich gut durchdacht sind. Eine Nummer wie „Lost“ ist rifftechnisch eher untypisch für traditionellen Metal, dennoch wird der Pfad der Genre - üblichen Plattitüden nicht verlassen. Was natürlich auch heisst, dass hier kein Klischee ausgelassen wird. Und das ist auch gut so! Metal soll schliesslich Metal bleiben!

Die Produktion des Silberscheibchens ist ebenfalls famos zu nennen, wobei vor allen Dingen der natürliche Drum Sound hervorzuheben ist. (was bei Unrest ja nicht immer der Fall war -- remember „Bloody Voodoo Night“)

Zu meckern gibt es nur, dass sich mit „Burning Desire“ zwar eine zugegeben schöne Ballade auf der Platte befindet, die sich aber etwas zu offensichtlich bei „Civil War“ von Guns’n’Roses bedient. Weiterhin kratzen zwei Nummern gefährlich nahe am Durchschnitt, was bedeutet, dass die hohe Meßlatte von „Watch out“ nicht erreicht wird.

Apropos „Watch out“: das neue Scheibchen gibt es zum normalen Preis mit dem – längst vergriffenen – Meisterwerk deutscher Stahlkunst als Doppel Paket. Heisst: einen Metal Meilenstein und ein sehr gutes Comeback Album zum Schnäppchenpreis. Wer hier nicht zuschlägt, sollte sich nicht Metal Fan nennen…

Tracklist:
1. Go To Hell
2. Bang Your Head
3. A Legend Is Born
4. Far, Far Away
5. Don`t Stop
6. We Will Rock
7. Braking The Chains
8. Lost
9. Open The Gates
10. Burning Desire

Line up:
Sönke Lau (v)
Claus Wiechert (g)
Guido Hettwer (d)
Marco Liedtke (g)
Andre Neuhaus (b)

DISCOGRAPHY:

1992 - Taste it
1995 - By the Light of the Moon
1997 - Watch out
1998 - Cold Steel Whisper
2000 - Restless and live
2001 - Bloody Voodoo Night
2006 - Back to the Roots

SQUEALER-ROCKS Links:

Unrest - Back To The Roots (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren