Mike Scalzi von Slough Feg

(28.07.2009, Interview geführt von Colin)

SLOUGH FEG sind nicht nur eine der eigenständigsten Bands, die das Genre zu bieten hat, sie haben es mit „Ape Uprising“ tatsächlich geschafft, seinem genialen Vorgänger „Hardworlder“ einen ebenbürtigen Bruder an die Seite zu stellen. Es wurde also endlich Zeit, dass sich Squealer-Rocks näher mit der Band beschäftigt und daher haben wir Bandkopf Mike Scalzi zu Interview gebeten. Dabei herausgekommen ist ein unterhaltsames Gespräch, bei dem Herr Scalzi nicht nur seine Interpretation des Begriffs Heavy-Metal kund tut, sondern auch sonst noch entspannt aus dem Nähkästchen.


Hey Mike, Colin hier von Squealer-Rocks.


Wer?


Colin von Squealer-Rocks. Wir hatten einen Interviewtermin für heute. Hatte ich mit deiner Promoagentur so vereinbart. Die meinten, Du hättest Zeit.


Hmm…haben die mir gar nichts von erzählt. Egal, wenn du schon mal dran bist, können wir uns auch unterhalten. Wird wohl für uns beide ziemlich teuer. Macht aber nichts, ich habe Zeit. Dann frag‘ mal frei heraus, hahaha…


Lass uns über das neue Album „Ape Uprising" sprechen. Wie lange war der Prozess, das Album zu schreiben und wie viel Zeit habt ihr dafür im Studio verbracht?


Das weiß ich nicht genau. Ich denke, so ungefähr ein Jahr. Die Zeit in den verschiedenen Studios, in denen wir aufgenommen haben, ist schwer zu beziffern. Es ging über einen Zeitraum von vier oder fünf Monaten, aber es waren eher sporadische Aufenthalte. Im Ganzen waren das vielleicht zwei oder drei Wochen, aber über einen langen Zeitraum verteilt.


Wie haben die Medien auf „Ape Uprising“ reagiert?


Wir haben nur ein schlechtes Review dazu bekommen. Die anderen waren alle äußerst positiv.


Das ist doch schön zu hören. Ich persönlich mag eure Musik sehr gerne aber es ist sehr schwer SLOUGH FEG in ein bestimmtes Genre einzuordnen. Ihr spielt nicht wirklich True- oder Heavy-Metal, dafür sind zu viel andere Einflüsse in eurer Musik. Wie siehst du das?


Ich denke nicht, dass das schwer zu charakterisieren ist. Es ist einfach Heavy-Metal. Für mich klingt es jedenfalls absolut wie Heavy-Metal. Wenn man zu speziell wird, ist man auch sehr eingeschränkt. Ist ein Stück jetzt True-Metal oder Power-Metal oder was zum Teufel ist da überhaupt der Unterschied? Wenn man so sehr ins Detail geht kann man gar nichts mehr unterteilen. 'Ist das hier jetzt Doom oder True-Doom oder Power-Doom?' Was zur Hölle heißt das eigentlich? Es ist Heavy-Metal, kein Thrash-Metal, mit ein wenig seltsamem Kram drin, aber alles in allem trotzdem Heavy-Metal. Es klingt nicht wie normaler Heavy-Metal, aber das alles ist Haarspalterei.


Sowohl bei „Hardworlder" als auch bei „Ape Uprising" hatte ich das Gefühl, dass in eurer Musik eine gewisse Melancholie zu finden ist. Auf eine Art und Weise depressiv aber gleichzeitig positiv. Würdest du da zustimmen?


Hmm…eigentlich ist unsere Musik nicht melancholisch. Eher durchgehend positiv. Bei welchen Songs ist Dir das denn aufgefallen?


Naja, auf „Hardworlder“ würde ich ein Stück wie „Sea Wolf“ schon als melancholisch beschreiben.


Oh, yes…


Die Musik von SLOUGH FEG produziert manchmal Bilder oder Gefühle und im Fall von „Sea Wolf“ ist das eben eine gewisse Melancholie und Sehnsucht, vor allem da man bei dem Titel ja direkt an das Buch denkt.


Yeah, es geht in dem Song tatsächlich um das Buch. So gesehen hast Du natürlich Recht. In dem Song sind Melancholie und Sehnsucht gleichermaßen zu finden. In dem Zusammenhang passt das natürlich sehr gut. Eigentlich haben einige unserer Songs eine ähnliche Note. Es geht oftmals um Traurigkeit und Schmerz, aber auch immer um positive, optimistische Aspekte. Von der Seite aus haben mich noch nicht viele Leute auf den Song angesprochen. Du hast aber genau erfasst worum es mir bei dem Lied geht.


Danke. Ich denke, es gibt in euren Lyrics immer ein Licht am Ende des Tunnels. Sie vermitteln nie den totalen Absturz ohne jede Hoffnung.


Stimmt. Die Emotionen sind nie komplett negativ. Ich schreibe die Lyrics immer aus einem gewissen pessimistischen Standpunkt heraus, einer negativen Erfahrung. Leiden, Verfall und solche Sachen. Es gibt aber immer einen Wandel, der zeigt, dass man aus dieser unschönen Erfahrung auch etwas Wertvolles, etwas Positives ziehen kann. Davon handeln natürlich nicht alle meine Texte, aber doch einige.


Was ist dir im Kopf herum gegangen, als du die Texte zu „Ape Uprising“ verfasst hast? Das können ja auch nicht wirklich positive Gedanken gewesen sein, wenn man sich Liedtitel wie „Ape Uprising“ oder „Overborne“ anguckt. Von einer heilen Welt sprichst du da ja sicherlich nicht.


Naja, hahaha. Das ist ja eher ein generelles Ding, das die meisten Metal-Texte beinhalten, dass die Welt nicht gut ist.


Ok, anders herum gefragt. Wie wichtig sind dir die Texte denn persönlich?


Das ist der Kern der Frage. Ich schreibe natürlich nicht über Dinge, die ich nicht mag. Aber wie wichtig sind die Texte? Ich denke, sie sind sehr wichtig. Wobei die Art und Weise wie meine Lyrics entstehen, nicht geplant ist. Es ist wichtig für mich, dass die Texte spontan sind.


Ich habe letztens in einem Artikel gelesen, dass man die Musik von SLOUGH FEG nicht ohne die Texte betrachten kann und das eine Art Philosophie in Deinen Texten steckt. Dem stimme ich insofern zu, als das deine Texte nicht den üblichen Drachentöter-/Gemetzellyrics entsprechen.


Ich denke und hoffe, dass sie das nicht tun, hahaha. Ich weiß ja nicht mal wie man solche Texte verfasst, hahaha. Meine Texte kommen aus der Melodie, die ich auf der Gitarre spiele. Daher entstehen sie weniger berechnend, als vielmehr intuitiv. Ich denke, diese Herangehensweise unterscheidet sich schon von derer anderer Bands. Das Wichtigste ist aber, dass meine Texte aus den Melodien entstehen, die mir einfallen, wenn ich Gitarre spiele. Meistens singe ich einige Worte zu einer Melodie, die sich innerhalb dieser Takte gut anhören. Danach entsteht dann irgendwann eine Idee für ein Thema und daraus reift dann der finale Text. Dabei werde ich natürlich von den Dingen, die um mich herum passieren, bzw. von dem was ich tue, beeinflusst. Wenn ich beispielsweise ein Buch über Vampire und Werwölfe lese, kann es durchaus sein, dass in einem der nächsten Songs eben jene thematisiert werden. Wichtig ist aber auch, dass die Thematik zu der Melodie passt. Ich kann ja schlecht bei einer „Dadadadadaaaa“-Melodie (summt eine sehr fröhliche Melodie-d.Verf.) den Weltuntergang thematisieren.


Ich denke, das ist ein sehr interessanter Ansatz für die Entstehung eines Textes. Macht jedenfalls nicht jede Band so.


Hmm…findest Du? Um ehrlich zu sein, gibt es gar keine andere Arbeitsweise für mich. Ich habe die Songs und Texte schon immer auf die gleiche Art und Weise geschrieben.


Es gibt aber auch den anderen Fall, dass der Komponist den Song komplett fertig schreibt und der Sänger dann zusehen kann, wie er den Text dann in die Vorgabe integriert.


Ja, die Variante gibt es auch. Das ist aber nicht meine Arbeitsweise und mir persönlich ist diese Art zu arbeiten auch nicht entspannt genug. Ich habe, bevor ich angefangen habe Gitarre zu spielen, auch in Bands gespielt, in denen der Gitarrist mit den fertigen Songs ankam und ich dann irgendwie die Lyrics in die Nummer einbringen musste. Schön war das nicht, hahaha. Ist, wie gesagt, nicht meine Arbeitsweise. Für mich macht meine Art die Lieder zu schreiben mehr Sinn und ich kann so eine bessere Leistung bringen.


Wo wir gerade beim Komponieren sind. Habt ihr in der Vergangenheit eigentlich auch schon längere Songs wie den Titeltrack von „Ape Uprising“ gemacht?


Ja, hier und da hatten wir auch schon längere Songs auf den Alben. Wobei gerade „Ape Uprising“ aber eigentlich aus zwei Songs besteht. Der Song wird lediglich von der Melodie im Mittelteil verbunden. Wir hatten einfach keine Lust den Song aufzuteilen, hahaha.


Ich frage, weil ich auch nicht alle eure Alben habe und man die bei Online-Händlern speziell die frühen Alben von THE LORD WEIRD SLOUGH FEG meistens nicht unter 30€-40€ bekommt.


Wie viel? Man, das ist aber heftig.


Ja, ist aber leider so. Wie sieht es denn eigentlich mit Tourplänen aus? Habt ihr da etwas geplant?


Eine richtige Tour haben wir nicht geplant. Wir spielen Einzelshows hier in Kalifornien, dann in der Gegend um Chicago einige Shows und danach an der Westküste auch vereinzelte Gigs. Wir halten es so, dass wir lieber wenige Konzerte spielen und diese gut sind, als viele zu spielen und welche dabei zu haben, die nicht gut sind. Das macht für uns mehr Sinn. Ab dem nächsten Frühjahr kommen wir dann auch nach Europa.


Fein. Steht Deutschland dann zufällig auch auf dem Tourplan?


Ja, rein zufällig schon, hahaha. Ich denke, dass wir in Deutschland so Mitte des Jahrs spielen werden, wenn alles gut geht. Leider steht Deutschland ganz weit unten auf der Liste, so dass ihr euch am längsten gedulden müsst. Tut mit leid, aber ich mache die Tourpläne nicht.


Hauptsache ihr kommt überhaupt hierhin. Das letzte Mal habe ich euch gesehen, als ihr mit DESTINY’S END und SACRED STEEL hier auf Tour wart.


Oh, mein Gott. Auf der Tour warst Du? Hahaha, da ist echt lange her. 1999 war das, glaube ich. Wo hast du uns denn damals gesehen?


In Essen.


Oh, man. Der Gig war das erste Konzert, das wir in Deutschland überhaupt gespielt haben. That was pretty weird, haha. Zeche Carl hieß der Laden, ich erinnere mich. Es waren zwar nur vierzig oder fünfzig Leute in dem Club, aber die Show war sehr cool.


Fand‘ ich auch. Wie sieht’s denn generell in den USA für Metal-Bands aus?


Naja, das kommt darauf an, wo du spielst. Für uns läuft es ganz gut. Wir waren in den letzten fünf Jahren ziemlich oft unterwegs und haben dabei mit allerhand Bands zusammen gespielt, sowohl mit größeren, als auch mit kleineren Gruppen. Auch auf diversen Festivals waren wir vertreten. Texas beispielsweise ist für SLOUGH FEG immer ein gutes Pflaster. In Kalifornien läuft es hingegen eher durchschnittlich. Aber auch hier hat sich die Situation zum Besseren verändert. Vor zehn Jahren konnten wir beinahe überhaupt nirgendwo auftreten, weil die Nachfrage nicht da war. Heute können wir in den USA überall spielen, wo wir wollen. Allgemein läuft es hier beinahe so gut wie in Europa, weil Heavy-Metal hier wieder im Kommen ist.


Lass uns nochmal auf „Ape Uprising“ zurück kommen. Ich finde beim Opener „The Hunchback Of Notre-Doom“ klingst du wie Dee Snider.


Hahahahaha…Cool!


Ja, der Song erinnert sehr an den Anfang von „Burn In Hell“ und „Destroyer“ von TWISTED SISTER.


Hahaha…Hast Du das auch so im Review geschrieben? „Destroyer“?


Ja, klar.


Du bist wirklich sehr aufmerksam. Ich habe das Lied oft in der letzten Zeit gehört, genauso wie das Album „Under The Blade“. Ich denke, „The Hunchback Of Notre-Doom“ habe ich schon im Dee Snider-Stil gesungen, ja. Aber ehrlich gesagt, ohne das gewollt zu haben. Du meinst sicherlich auch, dass die Gesangsmelodie der von „Destroyer“ ähnlich ist. Das liegt echt nur daran, dass ich die alten Scheiben in letzter Zeit wieder öfter gehört habe, hahaha.


Ist Dir eigentlich bewusst, dass SLOUGH FEG eine Ausnahmestellung innerhalb der Szene innehaben?


Wie meinst Du das?


Naja, ich habe SLOUGH FEG in meinem Review zu „Ape Uprising“ im positiven Sinn „kauzig“ genannt.


„Kauzig“? Hahahaha…


Ja. Wenn man den Begriff positiv verwendet, finde ich, trifft das ganz gut auf die Band zu. Ihr macht euer eigenes Ding, fernab von Trends, Mainstream oder dergleichen. Im Gegensatz zu den meisten Bands aus dem Power-Metal-Bereich die man nach Belieben austauschen kann, erkennt man SLOUGH FEG schon nach wenigen Takten.


Ich hoffe eigentlich, dass das so ist. Denn wenn nicht, wäre es doch eine ziemlich krasse Zeitverschwendung und da hätten die Fans ja auch nichts von. An dieser Stelle ist auch der Begriff „kauzig“ interessant, denn ich mache die Musik, die ich mache, ja nicht um irgendwie total anders als andere Bands zu klingen. Ich mache das, weil es mir Spaß macht und ich denke, dass die Musik, die ich mache, gut ist. Es langweilt mich auch total 08/15-Power-Metal zu spielen. Warum sollte ich exakt die gleiche Musik spielen, wie so viele andere? Wenn mir jetzt jemand eine Million Dollar bieten und sagen würde: ´Hey Mike, mach‘ mal ´ne europäische Power-Metal-Platte!‘, müsste ich natürlich mal darüber nachdenken, hahaha. Sonst steht das für mich aber nicht zur Diskussion. Ich mache die Musik, die ich will und die mir gefällt.


Mike, ich danke dir für deine Zeit. Es war ein interessantes Gespräch, das wir bei der nächsten Platte gerne fortsetzen können. Ich wünsche dir und SLOUGH FEG alles Gute und freue mich euch auf Tour zu sehen.


Ich bedanke mich auch für das Gespräch. Dir und eurem Magazin auch alles Gute. Wir sehen uns bestimmt auf Tour!


DISCOGRAPHY:

1996 – The Lord Weird Slough Feg
1999 – Twilight Of The Idols
2000 – Down Among The Deadman
2002 – Traveller
2005 – Atavism
2007 - Hardworlder
2009 - Ape Uprising

SQUEALER-ROCKS Links:

Slough Feg - Atavism (CD-Review)
Slough Feg - Hardworlder (CD-Review)
Slough Feg - Ape Uprising (CD-Review)
Mike Scalzi von Slough Feg (Interview)


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