Markus Brinkmann von Mob Rules

(26.11.2009, Interview geführt von Eric)

Mob Rules sind eine Institution im deutschen Power Metal und stehen zuverlässig und mit jedem Album für Qualität. "Radcial Peace", das neueste Werk des Sechsers, macht da keine Ausnahme. Bassist Markus Brinkamm stand uns dankenswerterweise für ein paar Fragen zur Band, zum neuen Album und zur Schweingrippe zur Verfügung:

Squealer-Rocks: Hallo Markus! Liege ich daneben, wenn ich euer aktuelles Album „Radical Peace“ als euer bisher anspruchsvollstes bezeichne?

Markus Brinkmann: Moin erst mal und danke für die Blumen. Ich würde das neue Album als konsequente Weiterentwicklung zu „Ethnolution AD“ sehen. Sowohl musikalisch als auch aus konzeptioneller Sicht. Wir haben fast zwei Jahre mit Vorbereitungen, Songwriting, Arrangieren und Aufnehmen der Songs verbracht. Es war ein hartes Stück Arbeit aber im Nachhinein haben sich alle Mühen gelohnt und wir sind sehr stolz auf das Ergebnis.


Squealer-Rocks: Wo liegen, verglichen mit dem Vorgänger „Ethnolution A.D.“, die wesentlichen Unterschiede? Und, betrachtet über den gesamten Zeitraum der Bandgeschichte, wie würdet ihr eure Entwicklung beschreiben?

Markus Brinkmann: Im Vergleich zu „Ethnolution“ konnten wir neuen Mitglieder uns viel intensiver ins Songwriting einbringen. Wir sind seit den letzten Aufnahmen zu einem sehr guten Team zusammen gewachsen was sich letztendlich auch im Ergebnis des Endproduktes wiederspiegelt. Radical Peace ist verglichen zum Vorgänger viel dynamischer druckvoller und härter. Ich denke über den gesamten Zeitraum betrachtet haben wir unseren Stil mit jedem Album verfeinert und haben uns nicht abschrecken lassen auch ungewöhnliche oder auch beschwerliche Wege in Sachen Songwriting zu gehen um zu einem positiven Ergebnis zu kommen.


Squealer-Rocks: Wie entsteht ein 18-minütiges Opus, wie können wir uns das Songwriting vorstellen? Steht am Anfang der Gedanke, ein solches Monumentalwerk zu schaffen, oder entwickelt der Song bei seiner Entstehung ein Eigenleben?

Markus Brinkmann: Wir hatten den Gedanken einen Nachfolger des „Ethnolution“ Teils zu machen nach dem wir die ersten Songs für „Radical Peace“ geschrieben hatten. Es startete als fixe Idee die sich mehr und mehr verselbständigte. Matthias kam mit der Idee das Kennedy Attentat als Thema zu nehmen als er eine Doku im TV darüber gesehen hatte. Wir alle fanden diese Idee sehr spannend. Im Großen und Ganzen haben wir fast neun Monate daran gearbeitet und insgesamt sind glaube ich drei bis vier Stunden Musik entstanden. Wir haben viele einzelne Fragmente immer wieder umgestellt und verworfen. Zwischendurch waren wir sogar so weit von der ganzen Idee wieder Abstand zu nehmen. Die Herausforderung bei diesem Mammut Song war es den Spanungsbogen über die Gesamte Dauer aufrecht zu erhalten welches uns glaube ich sehr gut gelungen ist denn wenn du den Song durchhörst kommt es dir am Ende wirklich nicht wie 18 Minuten vor.


Squealer-Rocks: Generell: Geht ihr mit gewissen Vorgaben an ein Album, was beispielsweise Härte oder Progressivität angeht, oder lasst ihr euch beim Schreiben der Songs selbst überraschen?

Markus Brinkmann: Der Grundgedanke das Album etwas härter zu gestalten war von Anfang an da. Bloß was nun als Endergebnis dabei rauskommt ist natürlich immer eine Überraschung. Jeder von uns sammelt zu Hause seine Ideen und dann treffen wir uns ganz traditionell im Proberaum und arbeiten zusammen an den Songs bis wirklich jeder zufrieden ist. Dies ist teilweise sehr zeitaufwendig und auch oft mit Diskussionen und Reibereien verbunden wie man sich sicher vorstellen kann. Hahaha.


Squealer-Rocks: Es ist offensichtlich, dass die Texte bei euren Stücken mehr sind als notwendige Worte für den Gesang. Welchen Stellenwert räumt ihr ihnen ein gegenüber der Musik, und wie konträr und heftig wird bei euch über einen Text wie beispielsweise „Children Of The Flames“ diskutiert, der sich mit dem KZ-Arzt Dr. Mengele auseinandersetzt?

Markus Brinkmann: Natürlich wird auch in textlicher Hinsicht viel diskutiert und diese werden von jedem Bandmitglied abgesegnet. Unser Gitarrist Matthias Mineur ist bei uns für die textlichen Aspekte zuständig und hier sicherlich der richtige Ansprechpartner. Wir haben wie schon beim Vorgänger wieder vorrangig ernste Themen angepackt die wie ich finde auch sehr gut zu dem durchaus härteren Kaliber des Albums passen. Es bleibt ja jedem Künstler selber überlassen über was er singen will. Wenn Bands über Dämonen, Drachen oder Sex, Drugs und Rock´n Roll singen wollen sollen sie es gerne tun. Wir erzählen lieber Geschichten die es unserer Meinung nach wert sind den Leuten näher gebracht zu werden. Das Thema „Holocaust“ ist eines der dunkelsten Kapitel die es gibt und leider auch ein Teil unserer Vergangenheit und man sollte sich nicht scheuen sich damit auseinanderzusetzen.


Squealer-Rocks: Es hat drei Jahre gedauert, bis ihr den Nachfolger von „Ethnolution A.D.“ an den Start gebracht habt. Hat es einfach so lange gedauert, neues Material zu schreiben, das euren Anforderungen genügte, oder habt ihr die Zeit zwischen den Alben mit anderen Dingen,anderen Projekten gefüllt?

Markus Brinkmann: Viele Dinge haben da eine Rolle gespielt. Zum ersten haben wir für unsere Verhältnisse ziemlich viel live gespielt und wir hatten ja auch personelle Wechsel. Es hat diesmal schon einige Zeit gedauert bis wir zusammen den Dreh zum Songwriting bekommen haben. Auch das Auslaufen des Plattendeals mit SPV und das finden einer neuen Plattenfirma spielen dort sicher mit rein. Dieses hatte aber auch den Vorteil das wir dieses mal nicht unter Zeitdruck standen weil wir nicht wie manchmal in der Vergangenheit einen Abgabetermin einzuhalten hatten. Somit mussten wir keine Kompromisse eingehen und ich denke wenn man sich das Ergebnis mal anhört dann kann man die Wartezeit schon verschmerzen.
Einige von uns haben andere Projekte Sven und ich spielen z.B. in Coverbands aber diese Projekte stehen in dem Moment hinten an wenn es um Mob Rules geht.


Squealer-Rocks: Wie sind eure Pläne für die Zukunft? Meines Wissens ist eure Tour zusammen mit Dio abgesagt worden, arbeitet ihr schon an neuen Live-Terminen?

Markus Brinkmann: Es ist natürlich sehr schade mit der DIO Tour. Aber im Moment ist es am wichtigsten das der Gute Ronnie schnellsten wieder gesund wird. Auf diesem Wege wünschen wir alle nochmal gute Besserung. So kurzfristig ist als Ersatz dafür nichts geplant. Wir arbeiten aber
derzeit daran in den Osterferien eine Englandtour zu machen und natürlich werden wir versuchen so viel wie möglich zu spielen. Ich denke mit diesem Starken Album und AFM unserer neuen Plattenfirma können wir einen weiteren Schritt nach vorne machen und mehr Platten verkaufen und auch mehr Fans erreichen.


Squealer-Rocks: Euer Video zu „Astral Hand“ läuft gerade bei uns als Video der Woche. Ist das der charttauglichste Song eurer Geschichte?

Markus Brinkmann: Hahaha, das kann gut sein. Wenn eins der neuen MOB RULES-Stücke wahre Radioqualität hat, dann ist es auf jeden Fall „Astral Hand“. Es ist schon ein Song der einen gewissen Ohrwurm Charakter hat. Besonders schön sind die Hookline am Anfang, die am Ende des Songs sogar mit akustischen Gitarren wieder auftaucht, und die jeweils vor den Strophen und vor dem Solo teil wiederkehrende rhythmische Gitarrenfigur.
Wobei ich grad wenn ich an ältere Songs denke auch auf jeden Fall „Black Rain“ als charttauglichen Song sehe.


Squealer-Rocks: Ohne Zahlen zu nennen, natürlich: Eine Band muss leben können, wovon lebt ihr? Von den CD-Verkäufen, dem Merchandising oder den Gigs? Wie hat sich die finanzielle Seite des Metal in eurer aktiven Zeit verändert?

Markus Brinkmann: Keiner von uns ist finanziell von der Band abhängig. Wir haben alle mehr oder weniger normale Jobs. Was auf der einen Seite natürlich ein sicheres Gefühl ist aber auf der anderen Seite ist es auch ein ganz schön organisatorischer Aufwand alle unter einen Hut zu bekommen wenn es darum geht auf Tour zu gehen. Das das es mittlerweile für kleinere Bands sehr schwer geworden ist hochklassige Produktionen abzuliefern dürfte ja kein großes Geheimnis sein. Dank des Internets und der illegalen Downloads ist es kaum möglich mit einer Band seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


Squealer-Rocks: Auf besonderen Wunsch die wichtigste Frage natürlich zum Schluss: Habt ihr euch gegen Schweinegrippe impfen lassen? ;)

Markus Brinkmann: Ich persönlich nicht. Mal wieder ein typisches Beispiel für Panikmache durch die Medien. Ich sag nur Vogelgrippe!! Damals haben sich die Pharma Konzerne am Tamiflu Verkauf gesund gestoßen. Wenn jährlich tausende an einer „normalen“ Grippe sterben kräht kein Hahn danach.. Aber im Prinzip muss das ja jeder selber entscheiden oder er sich impfen lässt oder nicht. Gelle??!


Squealer-Rocks: Das letzte Wort gehört natürlich euch …

Markus Brinkmann: Vielen Dank für das Interview und den Support Eric.


DISCOGRAPHY:

1999 - Savage Land
2000 - Temple of Two Suns
2002 - Hollowed be Thy Name
2004 - Among The Gods
2005 - Signs of the Time - Live (DVD)
2006 - Ethnolution A.D.
2009 - Radical Peace

SQUEALER-ROCKS Links:

Mob Rules - Ethnolution A.D. (CD-Review)
Mob Rules - Radical Peace (CD-Review)
Markus Brinkmann von Mob Rules (Interview)


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