Jacob, Vega und Danny von StOp,sToP!

(02.08.2014, Interview geführt von Siggi)

London, Big Red, 02. August 2014. Ich sitze hier mit StOp,sToP!, das sind Jacob A.M., Danny Stix und Vega, versammelt um meinen als Aufnahmegerät fungierenden MP3-Player, herumalbernd, lachend und hoffend, dass die laute Hintergrundmusik die Aufnahme nicht zu sehr stört.

Eigentlich aus Barcelona stammend, haben sie sich 2011 auf den Weg ins Vereinigte Königreich gemacht, dabei alles zurückgelassen, in einem Van lebend mit nichts in den Taschen außer ihrem Traum vom Rock 'n' Roll. Nach dem selbstproduzierten Album „Unlimited“ ist ihr zweiter Longplayer „Join The Party“ am 17. April dieses Jahres bei Metalapolis Records erschienen. Durch intensives Touring mit Gigs an jedem Wochenende haben sie sich in England bereits eine solide Fanbasis erspielt, jetzt macht sich StOp, sToP! daran auch Deutschland zu erobern, und Europa, und … wer weiß was noch? Musiker durch und durch und außerdem mit Sicherheit einige der tollsten Menschen, die mir je begegnet sind.
Nach einigem Rumgealber können wir auch tatsächlich mit dem Interview anfangen ... Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt!

Squealer-Rocks.de: Jacob, durch die Biografie auf eurer Homepage und einigen Interviews wissen wir bereits, dass du mehrere Länder bereist hast, um deinen Traum zu verwirklichen, nämlich die richtigen Leute für deine Band zu finden.

Jacob: Weißt du, ich war regelrecht verzweifelt das zu tun, was wir jetzt machen. Ich bin meinem Traum gefolgt, aber es war schon mehr ein Verlangen. Ich bin überall hingegangen! Wenn jemand zu mir gesagt hat „da gibts ein paar Leute, mit denen du spielen könntest”, war ich praktisch schon da. Und es war verrückt. Der erste Umzug war von Menorca, wo ich geboren bin, nach Barcelona. Ich hab mit einigen Bands angefangen, aber nichts hat funktioniert. Dann hab ich beschlossen nach Italien zu gehen, weil ein Freund von mir meinte „Ich hab ne Band, willst du mitmachen? Wir spielen Rock und so Zeugs aus den 80ern“ und ich sagte „JAAAA“. Aber als ich da ankam, war niemand da und ich landete auf der Straße. Ich erkannte, dass ich es allein anpacken musste. Dann bin ich nach L.A. gezogen, weil von da fast alle Bands kamen, auf die ich stand. Aber ich musste feststellen, dass die 80er vorbei waren. Drei Monate hab ich auf der Straße verbracht. Und als ich dann wieder nach Barcelona kam, ging auf einmal alles ganz leicht. Ich gründete StOp,sToP!, damals noch mit einem anderen Line Up, und es lief, die Band war echt populär, die Leute folgten uns. Eines Tages wurde mir klar, dass die anderen aus der Band nur dabei waren, um Stars zu werden, nicht aber weil sie Rock 'n' Roll liebten. Als ich anfing, war es mir echt ernst, aber sie wollten einfach nicht hart arbeiten. Nicht so, wie wir es jetzt mit diesem Line Up tun. Wir hatten in Barcelona angefangen und das „Unlimited“-Album aufgenommen, dann sind wir hierher gezogen.

Squealer-Rocks.de: Diese ganze Geschichte von dir, in L.A. in einem Van mitten auf dem Sunset Boulevard zu leben, ist irgendwie so unglaublich, dass jemand in einem der deutschen Reviews zu „Join The Party“ sie sogar anzweifelt. Da heißt es in etwa „Ob die Geschichte stimmt ... man weiß es nicht“.

Jacob: Was?!?! Um ehrlich zu sein, ich war nicht ganz allein. Ich war dort zusammen mit'm Sänger, einem Freund von mir. In einer Bar namens „Stone Bar” auf dem Hollywood Boulevard haben wir einen „Bass and Voice“-Gig gemacht, davon gibts auch Fotos. Und es gibt Bilder von Freunden und mir auf dem Sunset Boulevard, von mir im Van, in der Rainbow Bar, im Whiskey A Go Go, im Guitar Center usw., natürlich waren wir da! Es ist doch überhaupt nicht schwer, du kaufst einfach ein Flugticket und schon bist du da. Das Schwierige war nur, dass wir völlig ohne was da ankamen. Alles, was wir hatten, war der Traum, eine richtige Band zu gründen. Aber das war unmöglich. Mein Freund hatte keinen Bock was zu tun und ich war derjenige, der sich den ganzen Tag auf der Straße herumgetrieben hat, immer auf der Suche nach einem Gitarristen und einem Drummer. Es war so verdammt schwer; die guten Musiker wollten dafür bezahlt werden, dass sie mal mit uns probten. Alles drehte sich ums Geld, und die Underground Bands taugten nichts. Ich glaube nicht, dass es da ne richtig gute Szene gibt. Also sind wir wieder zurück. Aber ja, natürlich stimmt die Geschichte!
Und wer immer mir nicht glaubt, der kann mich mal, hahaha …! Mir doch egal!

Squealer-Rocks.de: Auf youtube hab ich ein Live-Video mit eurem ersten Line Up gesehen … Um ehrlich zu sein, ich hatte den Eindruck, dass der Sänger mehr mit seinem Aussehen beschäftigt war als mit seiner Performance.

Jacob: Aber total! (Alle lachen)

Vega: Er war ein Schönling!

Jacob: Ja, er war ein Schönling … Eigentlich sind ne Menge Mädels zu den Gigs gekommen, er war ein Staaaaar ….Er liebte die ganzen Mädchen, weiß du. Für mich war das OK, was immer gut für die Band war, war gut für alle. Aber das ist kein Rock 'n' Roll, wenn dir das Aussehen wichtiger ist als die Musik. Ich brauchte Leidenschaft, wollte die Dinge so anpacken, wie wir es jetzt tun. Wir sind wie Brüder, wir machen alles zusammen. Damals haben wir vielleicht zweimal die Woche geprobt, heute proben wir jeden Tag. Wir sind auch nie zusammen ausgegangen, heute leben wir sogar zusammen. Das macht einen großen Unterschied!

Squealer-Rocks.de: Vega, was hast du eigentlich gemacht bevor du bei StOp,sToP! gelandet bist?

Vega: Hmmmm... (Vega und Jacob lachen) Ich hab in diversen anderen Bands Gitarre gespielt, manchmal eher Pop Rock, nicht viel Heavy Zeugs. Es war gut, um Erfahrungen zu sammeln und zu üben, aber StOp,sToP! ist jetzt die Band, bei der ich mich richtig wohl fühle.

Jacob: Braver Junge! (Alle lachen)

Squealer-Rocks.de: Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Vega: Ich hatte schon von StOp,sToP! gehört, allerdings nicht allzu viel. Ich wusste, sie waren eine relativ bekannte Band in Barcelona. Ein guter Freund von mir erzählte mir dann, sie würden nach einem neuen Gitarristen suchen, weil sie sich getrennt hätten oder so ähnlich. Ich kannte Jacob vorher nicht und hab ihm einfach über myspace eine Nachricht geschickt und mich als neuen Gitarristen angeboten.

Jacob: Ja, das war echt komisch, weil er glaubte, die Band wäre eigentlich schon komplett, aber das war sie nicht. Ich war ganz allein.

Vega: Das wusste ich nicht!

Jacob: Ich hab gelogen, hahaha! Er kam in den Probenraum und es war keiner da. Er fragte „Wo ist denn die Band?“ und ich sagte „Na ja, ich bin die Band! (Alle lachen) Wenn du mitmachen willst, halt die Klappe und spiel!“. Und dann fing er an zu spielen, wir waren da nur zu zweit in dem Raum und ich spürte sofort, es würde funktionieren.

Vega: Wir haben uns verliebt.

Jacob: Wir haben uns verliebt. (Alle: Ooooooooooh)

Squealer-Rocks.de: Danny, wir haben Bilder von dir und deinem Vater gesehen, gemeinsam auf der Bühne. War das nur eine Art One-Night-Stand oder habt ihr zusammen in einer Band gespielt?

Danny: Ich war zu der Zeit in einer anderen Band und mein Vater singt einfach gern. Wir hatten damals keinen vernünftigen Sänger und da haben wir ihn einfach um den Gefallen gebeten … und er war einverstanden. Ja, war irgendwie komisch, mein Vater und ich auf einer Bühne, aber es war cool. Und die Fotos, die du gesehen hast, das war bei einem Gig in Barcelona, da waren wir Support für StOp,SToP!

Squealer-Rocks.de: Als StOp,sToP! einen neuen Drummer suchte, musstest du da erst überlegen oder war dir sofort klar, dass das nur du sein konntest?

Danny: Na klar! Ich war gerade in der Schule, als sie auf Facebook gepostet haben, dass sie einen neuen Drummer suchen würden. Ein Freund von mir hat das gesehen und mir gleich ne SMS geschickt: „Los, mach das, du musst einfach der nächste sein!“ und bin dann mitten im Unterricht aufs Klo und hab Jacob angerufen. Ich weiß gar nicht, wieso ich seine Nummer hatte, jedenfalls hatte ich sie, war vielleicht Schicksal. Ich sagte ihm, ich würde der nächste Drummer sein.

Jacob: Ich muss besoffen gewesen sein, als ich dir die Nummer gegeben hab!

Danny: Ja, kann schon sein!

Jacob: Aber ich bin froh, dass ichs gemacht hab!

Danny: Tja, ich hab ihn also einfach angerufen und meinte, ich wäre der nächste, hab ein paar Mal vorgespielt und alles lief gut.

Jacob: Er rief mich morgens (!) an. Ich kannte Danny, weil er der Band folgte, man kann ihn auf den Bildern von den Barcelona-Gigs in der Menge sehen. Als er mich anrief, wusste ich irgendwie, wer er war, so nach dem Motto „Ich glaub, mit dem Typen hab ich schon mal gequatscht.“. Er sprudelte los „Ich bin euer Mann, Kumpel! Ihr braucht genau so einen … sowas wie … blablabla ...“. Ich meinte nur: „Ja ja ja, komm morgen vorbei und lass mich jetzt in Ruhe pennen.“ Und er meinte: „OK OK OK, wann denn, wann denn????“ und ich antwortete „Ääääääähm...... NACHMITTAGS!“ (Alle lachen) Beim ersten Vorspielen war er ziemlich aufgeregt. Aber als wir ihn später dann beim Spielen beobachteten, wussten wir, dass er der Richtige war. Beim ersten Mal waren Vega und ich ein bisschen sauer aber wir haben ihm noch ne Chance gegeben und dann war er voll da, er war immer voll da.

Squealer-Rocks.de: Seit „Join The Party“ rausgekommen ist, habt ihr einige recht positive deutsche Reviews bekommen, im Durchschnitt wird euer Album mit 7.5 bis 8.0 von 10 Punkten bewertet. Ich weiß nicht, wie viel ihr über die Inhalte dieser Reviews wisst, wahrscheinlich nicht sehr viel …

Jacob: Nein, nicht sehr viel! (Alle lachen)

Squealer-Rocks.de: Im Wesentlichen sagen alle, dass es ein gutes Rockalbum ist, klasse Partyalbum und so weiter. Aber ich denke, damit ist es ziemlich unterbewertet, denn es ist nicht nur zum Feiern, sondern vom Inhalt und von der Botschaft her steckt da viel mehr drin. In einem der Reviews heißt es gar, eure Texte seien oberflächlich und typisch glamrockmäßig.

Jacob: Nein, das ist kein typisches Glamrock-Zeug! Wir reden nicht nur über Mädchen oder Liebe, wir reden auch über soziales Engagement! „Pigs Falling Down“ zum Beispiel ist den Menschen gewidmet, die 2010 auf der Plaça de Catalunya in Barcelona demonstriert haben. Sie wollten die Welt verändern, indem sie verkündeten „Wir glauben nicht an eure Art von Demokratie, wir glauben nicht an eure Gesetze und dieses System, ihr korrupten Politiker!“. Die Polizei ist angerückt und hat sie vertrieben, hat sie geschlagen, es gab so viel Ungerechtigkeit! Ich konnte nicht dabei sein, habs nur im Fernsehen verfolgt. Hab gesehen, wie diese Leute für ihre Rechte und mehr Menschlichkeit gekämpft haben. Mich hat das alles richtig wütend gemacht, also hab ich diesen Song geschrieben. Und das ist definitiv kein Glamrock-Zeug!. Wir machen keinen Glamrock, wir sind einfach nur ne Rock 'n' Roll Band. Wir schreiben über das, was wir fühlen, da ist nichts vorgetäuscht. Ob witzig oder ernst, alles kommt vom Herzen, alles ist wahr. Alle unsere Texte sind realistisch. Wir sind keine Spaßkapelle, es ist mir sehr wichtig, das klarzustellen. Heutzutage wird das oft verwechselt oder falsch verstanden, wir sprechen nicht nur über Sex. Wir sprechen zwar gern über Sex, aber genauso gern über soziales Engagement. Und wir sprechen auch gern über Politiker oder sagen „verpiss dich“, wenn jemand andere fertigmachen will.

Squealer-Rocks.de: Wenn ihr weder Glamrock macht noch eine „Spaßkapelle“ seid, wieso dann dieses Bühnenoutfit?

Jacob: Na ja, wir bezeichnen uns deshalb nicht als Glamrock-Band, weil unsere Musik Teile von allen möglichen Richtungen des Rock enthält. Wir verwenden lieber „Rock 'n' Roll“, weil das einfach alles beinhaltet, darunter natürlich auch Glamrock. Wir mögen einfach den Look des Glammetal, und da Rock 'n' Roll für uns nicht nur Musik sondern ein Lebensgefühl ist, ziehen wir uns auch dementsprechend an. Wir können nicht in „normaler“ Kleidung auf die Bühne gehen und da nur rumstehen. Rock 'n' Roll ist so viel mehr, es ist Unterhaltung und auch innere Einstellung. Das wollen wir eigentlich auch von anderen Rockbands sehen, wenn wir ihre Konzerte besuchen. Für uns ist das nicht nur ein Outfit und wir sehen das auch nicht als Witz. Wir lieben diese verdammten Klamotten und das Make-up, wir fühlen uns wohl damit. Wir wollen nicht vorgeben cool zu sein, es gefällt uns einfach.

Squealer-Rocks.de: Jemand hat euch sogar als „Nachgeburt von Steel Panther“ bezeichnet.

Jacob: So ein Blödsinn! Das ist der größte Mist, den ich je in meinem Leben gehört hab! Wir wollen bloß ein bisschen was von den 70ern, 80ern und 90ern zurückbringen. Es gibt zurzeit einfach zu viele Poser und Angeber. Die gehen auf die Bühne und meinen, jeder würde ihnen den Schwanz lutschen. Wir glauben an das, was wir tun und kämpfen für das, was wir tun. Wir gehen da einfach raus, fangen an zu spielen steigern das Ganze bis die Party in Gang kommt. Wir lieben es Partys zu feiern, aber es gibt auch ernste Themen. Wir sprechen zum Beispiel über Drogen, aber nicht, weil wir Drogen lieben. Ganz im Gegenteil, wir hassen Drogen! Und wir sprechen über Sex, weil wir Sex lieben, weil das zum Leben gehört. Und wir sprechen über Mädchen, weil wir Mädchen mögen. Wir sprechen über alles, was so um uns herum passiert. Wenn es Ungerechtigkeiten gibt, nehmen wir genau das auf und sprechen es aus. Wir haben kein Problem damit, den Politikern zu sagen „Verpisst euch, wir brauchen euren Scheiß nicht, nehmt eure verdammten Bullen und haut ab! Ihr könnt uns alle mal!“.
Wir sind nicht nur ein Gesicht oder Make-up, wir gehen tiefer. Es gibt eine Message in unseren Songs, wenn ihr uns nur eine Stunde eures Lebens geben und richtig zuhören würdet, dann würdet ihr erkennen, dass wir nicht oberflächlich sind. Ich sage das vor allem den Leuten, die uns nach unserem Äußeren beurteilen. Hört uns erstmal zu bevor ihr uns bewertet!

Squealer-Rocks.de: Selbst der Titelsong „Join The Party“ ist ja nicht nur eine Einladung zu einer gewöhnlichen Party, es ist vielmehr eine Aufforderung an der „Party des Lebens“ teilzunehmen, immer 100 % zu geben statt nur 50 („... get it cheap for half the price“), weil man sonst nur wertlose Resultate erhält.

Jacob: Aaaah, ich liebe dich, Siggi! Das ist genau das, was wir sagen wollen! „Join The Party“ handelt von den Leuten, die ihr Leben verschlafen, nur für ein Haus, ein Auto und ein Pferd arbeiten. Wir sagen „Hey, wach auf! Das ist dein Leben, genieß es! Komm raus und reise, liebe, hab Sex, hab alles was du willst! Mach dich frei und öffne gefälligst die Augen!“

Squealer-Rocks.de: Ein anderer Song, den ich echt Klasse finde, ist der erste, „Lost In The U.K.“

Alle: Jaaaaa, das ist unsere Geschichte!

Jacob: „Lost In The U.K.“ handelt von allem, was uns in Barcelona so passiert ist, warum wir von da weg sind und auch von den Leuten, die wir hier getroffen haben. In der zweiten Strophe heißt es zum Beispiel „Rebel Lust“, „We found ourselves in a rebel lust...“. Da geht’s nicht um Mädels, es geht um die Band Rebel Lust, eine Band, die uns sehr geholfen hat. Ihr Sänger Acey ist einer unserer besten Freunde hier in England. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir heute Abend hier sind und das tun können, was wir tun. Am Ende des Songs sag ich „Hey Ace, this one's for you!“, es ist ihm gewidmet, weil er uns geholfen hat.

Vega: Er hat uns die Türen zu seinem Haus geöffnet, wir sind ihm sehr dankbar.

Jacob: Er sagte „Diese Jungs können unmöglich in einem Van leben“ und bot uns an bei ihm zu wohnen. Von da an konnten wir erst richtig loslegen, dieser Song ist also allem gewidmet, was in den letzten zwei Jahren so passiert ist.

Squealer-Rocks.de: Was ist mit Donna?

Alle: Oh ja, natürlich, natürlich, Donna!!! Sie ist unsere englische Mama!

Jacob: Donna ist etwas ganz Besonderes. Sie ist unsere englische Mama. Sie hat uns gefunden und sich in die Band verliebt, weil sie eine Rockmieze ist. Sie war ihr ganzes Leben lang Teil der Rockgeschichte, sie war die Freundin von Gary Moore und sie war mit Gary Holton verheiratet, dem Sänger von Heavy Metal Kids. Das mit Donna passierte alles nach dem „Join The Party“-Album. Als wir von den Aufnahmen aus Barcelona zurück kamen, mussten wir wieder hier ganz von vorn anfangen. Sie hat uns gefunden, bei sich aufgenommen und wir haben neun Monate bei ihr gewohnt. Sie ist unsere englische Mama geworden und sie wird auch immer unsere geliebte englische Mama bleiben. Sie ist einer der großartigsten Menschen, die uns je begegnet sind. Sie hat uns gerettet, als wir auf der Straße lebten, sie öffnete ihre Türen und hat und auch bei vielen anderen Sachen geholfen, wir konnten zum Beispiel viele Gigs buchen. Ihr haben wir es eigentlich auch zu verdanken, dass wir jetzt dieses Haus haben. ALLES verdanken wir ihr, fast alles! Sie ist fantastisch! (Jacob lehnt sich zu mir rüber: „Eigentlich ist sie total durchgeknallt!”)
Ich wünschte, sie wäre heute Abend hier! Sie würde dieses Ding nehmen (den MP3-Player, den ich für die Aufnahme benutze) und stundenlang quatschen! Und sie hätte interessante Geschichten zu erzählen! Sie ist sogar mit Ozzy Osborne gegangen, hat mit ihm geschlafen.

Danny: Mit Lemmy von Motörhead auch! Und mit Lemmys Sohn auch!

Jacob: Ja, sie ist Rock 'n' Roll, sie ist verdammt noch mal Rock'n'Roll!
(Alle lachen)

Squealer-Rocks.de: Wie siehts denn nun aus, ist das Vereinigte Königreich das „paradise of rocking dreams”?
(Alle lachen, Vega: Der war gut!)

Jacob: Ja, das ist es wirklich. Es gibt hier keine spezielle Lizenz für Live-Musik. Wenn du einen Pub hast, kannst du da einfach Bands spielen lassen. In diesem Land gehört Rock 'n' Roll einfach zur Kultur. Was wir machen, können wir überall machen, in einem kleinen Kaff in der Mitte von Nirgendwo oder in London, wie zum Beispiel heute, in Birmingham oder wo auch immer. Du kannst deinen Rock 'n' Roll-Scheiß einfach überall machen! Wenn du genug Charisma hast, um die Leute zum Tanzen zu bringen, hast du sie in der Tasche. Wenn nicht, kannst du nach Hause fahren und das wars. Schenken tut dir keiner was, aber ich würde schon sagen, dass das hier der Rock 'n' Roll-Traum, das Rock 'n' Roll-Paradies ist. Wir können davon leben, wer kann heutzutage schon noch von der Rockmusik leben? Viele Bands sind das nicht ...

Danny: Das sind nur ein paar ...

Jacob: Wir sind so dankbar für die Unterstützung, die wir hier von den Leuten bekommen. Alle helfen uns, wo sie nur können, gerade als Ausländer könnten wir wirklich nicht dankbarer sein. Sie schätzen einfach, was wir tun und es ist egal, ob es nun gut oder nicht so gut ist. Es kommt von Herzen, das ist das Einzige, was zählt.

Squealer-Rocks.de: Noch ne Frage, es geht um „Coming Home“. Der Teil mit dem „Gefängnis“, wie er im Booklet bezeichnet wird ... Ist das eine Metapher?

Jacob: Der zweite Teil des Songs? Ja, in diesem „Gefängnis“-Teil geht’s es um diesen Mistkerl, der tausendfach versucht hat mich unterzukriegen. Er war ein übler Typ, ständig auf der Suche nach einem Grund mich fertigzumachen. Diese Wut, die ich in mir hatte, musste einfach raus! Lass uns Klartext reden, irgendwie haben wir alle so jemanden in unserem Leben.
Aber der Song kommt wieder zurück, dreht wieder ins Positive. Du landest wieder zuhause, an dem Ort, der dich glücklich macht, wo du dich wohl fühlst, wo alles schön ist und wo vielleicht auch deine Mutter, dein Bruder oder deine besten Freunde sind. Weit weg von der Schattenseite, von den Leuten, die dir deine Freiheit rauben wollen. Manchmal musst du eine Menge Dreck fressen von den Leuten, die selbst nicht glücklich sind. Wenn sie sehen, dass du glücklich bist, wollen sie dich fertig machen! Das hier ist meine Geschichte, aber sie könnte die von jedermann sein.

Squealer-Rocks.de: Ich finde, der Song ist wirklich klasse gemacht, denn gerade nachdem es im Text heißt „It seems that things will never change“ („Es scheint sich nie was zu ändern“), gibt es diesen massiven Bruch und es scheint auf einmal alles anders zu sein.

Jacob: Ja, als Kind bist du wie in einer Traumwelt, du bist frei, tobst draußen mit deinen Freunden rum, spielst ein bisschen verrückt, machst halt all die Sachen, die Kinder so machen. Und dann merkst du auf einmal, dass du kein Kind, kein Teenager mehr bist, sondern du bist ein Mann, du arbeitest. Das wird dir schlagartig bewusst und deshalb gibt es diesen Bruch im Song, der dir sagt „Boooom, der Traum ist aus, jetzt reden wir von der Realität. Da ist dieser Scheißkerl und jetzt kriegt er einen Tritt in den Arsch.“ Aber das Glücksgefühl kommt zurück, du wirst immer dahin zurück kommen, du musst nur daran arbeiten. Denk an deine Vergangenheit, wie glücklich du einst warst, dann findest du dein Paradies wieder. Das ist übrigens einer meiner Lieblingssongs auf dem Album. (Wobei ich eigentlich gar nicht sagen kann, dass ich überhaupt welche hätte.)

Squealer-Rocks.de: Das Cover von „Join The Party” zeigt Jesus mit einem Joint und einer Flasche Fusel … Das Erscheinungsdatum (kurz vor Ostern), war das beabsichtigt oder nur Zufall?

Jacob: Hahaha, dafür können wir nicht, daran ist Eddy (Metalapolis Records) schuld!
(Tut mir leid Eddy, jetzt wird erstmal wegen deines Namens herumgealbert, von Freiberger, Free Burger bis zu Free Beer...) Er ist seine Schuld, aber es ist perfekt! Er liebt alles an uns, das Cover, die Musik, er ist genau der Richtige für uns.

Squealer-Rocks.de: Das Artwork stammt von dir?

Jacob: Ja ...

Vega: Da gibt’s einen blöden Zufall mit dem Bild auf der Innenseite des Booklets, das „Abendmahl“. Wir haben dieses Foto schon vor einem Jahr gemacht. Und dann kam Steel Panther ...

Jacob: „Fuck“, dachten wir, „das geht gar nicht!“ Wir hatten das Bild schon, ob ihr das glaubt oder nicht, verdammte Scheiße.

Vega und Danny: Ja, wir hatten es vorher!

Squealer-Rocks.de: War denn das Bild ursprünglich als Cover geplant?

Jacob: Nee nee, der ausgeflippte Jesus was immer die erste Wahl.

Squealer-Rocks.de: Wie haben sich die Dinge so entwickelt seit euer Album draußen ist, seit ihr zufrieden?

Jacob: Jaaaaaa! Wir sind total happy mit dem Label und allem, was die für uns tun. Eddy und Nick leisten wirklich harte Arbeit, auch um uns nach Deutschland zu bringen, sie arbeiten echt viel, viel, viel! Wir sind überglücklich mit ihnen, sie sind großartige Menschen, die an richtige Musik glauben und das liebe ich, verdammt noch mal! StOp,sToP! könnte es mit einem anderen Label gar nicht besser gehen. Wir passen echt gut zusammen, von unserer Einstellung her und wie wir die Dinge anpacken. Das ist die beste Art von Rock 'n' Roll-Laufbahn, die wir uns wünschen können.

Squealer-Rocks.de: Freut ihr euch auf die ersten Gigs in Deutschland?

Alle: OH YEEEEAAAHHH, JAAAAA!!!

Vega: Wir können es gar nicht erwarten, es wird klasse!

Jacob: Wir hatten mal einen Auftritt in Lloret de Mar, ist ja nicht weit weg von Barcelona und berühmt als Partyort. Da waren nur Deutsche und es war einer der besten Gigs, die wir je gemacht haben, die haben uns geliebt! Einer hat uns gefragt, ob wir den Abend fürs Spielen bezahlt werden und ich sagte „nein“. Er sagte „OK“, hat seinen Hut abgenommen und bei seinen Freunden gesammelt. Jeder von ihnen hat was für uns reingeschmissen! Und als wir aufhörten zu spielen, wollten sie immer „Mehr , mehr, mehr ...“. Wir mussten Songs wiederholen, weil wir noch keine lange Setlist hatten. Wir hatten gerade erst das Debutalbum rausgebracht. Also freu ich mich wirklich darauf, diese Leute in ihrem eigenen Land zu treffen, mal sehen, was passiert!
(Danny und Vega: Yeah!!! Das wird toll!)

Squealer-Rocks.de: Irgendwas, was ihr euren künftigen deutschen Fans sagen wollt, abgesehen von „Join the party, Motherfuckers!“?

Jacob: Hahaha, genau das wollte ich eigentlich sagen, hahaha ...! Nun, wir hatten schon immer ein gutes Gefühl, was Deutschland betrifft. Nicht nur weil viele Bands, die wir mögen, von da kommen, sondern weil wir die positive Stimmung spüren. Deutsche sind einfach … ich weiß auch nicht...

Vega: Eigentlich hatten wir sogar darüber nachgedacht nach Deutschland zu gehen bevor wir nach GB gezogen sind.

Jacob: Ja, aber da hatten wir schon die Tour gebucht und dachten, wir machen erstmal das und sehen dann weiter. Wenn es nicht funktioniert, versuchen wir es in Deutschland. Aber es hat in GB funktioniert und jetzt gehen wir auch nach Deutschland, ihr Motherfucker, hahaha ...! Und wisst ihr was? Es wird sicherlich großartig! Deutsche haben viel Sinn für Humor und bei ihnen wird die Musik von StoP,sToP! gut ankommen. Auf jeden Fall werden sie: JOIN THE FUCKING PARTY, hahaha …
(Alle: Na klaaaaar!!!)

Squealer-Rocks.de: Eine letzte Frage, wahrscheinlich die wichtigste überhaupt …
(Schweigen und erwartungsvolle Blicke ...)
Wieviel ist noch übrig von den Süßigkeiten, die ihr von der Franklin-Familie bekommen habt?
(Alle lachen)

Danny und Vega: Das Buffet war WOW, süße Monster, hahaha ….

Jacob: Oh, da ist schon noch was da, hahaha. Ich würde gern noch etwas mehr dazu sagen. Wir sind diesen „Motherfuckers“ so verdammt dankbar. (Merkwürdiger Zufall: genau in diesem Moment fängt „I Was Made For Loving You” im Hintergrund an zu laufen!) Sie machen viel Lärm für uns und das brauchen wir. Diese Leute geben uns so viel Unterstützung, damit alles richtig läuft. Sie sind wahrscheinlich das Wichtigste, was uns in den letzten zwei Jahren passiert ist. Denn ohne Menschen wie sie, die an uns glauben, sind wir gar nichts. Das ist die reine Wahrheit. Aus ganzem Herzen möchten wir sagen: „Vielen Dank, dass ihr das alles für uns getan habt!“ Wir fühlen uns als etwas ganz Besonderes!
Es ist wie ein Geschenk Gottes („Gott“ wie Dio, Ozzy, Lemmy, hahaha …)
Wenn du allein auf der Straße unterwegs bist, dann stellst du dir vor, wie dir etwas Schönes passiert. Und wenn das dann tatsächlich passiert, dann ist das einfach nur WOW, ich fliege, ich fliege, ich fliege … Es gibt NICHTS Schöneres! An manchen Abenden schließe ich die Augen und fühl einfach nur Dankbarkeit. Wenn wir „I Used 2 Love Her“ spielen, den letzten Song auf unserer Setlist, können wir oft nicht aufhören zu lachen. Nicht weil es witzig ist, sondern weil wir so glücklich sind. „Verflixt, sieh dir die Leute an, sie feiern mit uns, sie tanzen und hüpfen, alle hüpfen!“ Genau das wollen wir. Wir sind glückliche Menschen, die andere Menschen auch glücklich machen wollen, sonst nichts. Und wenn uns alle zeigen, dass ihnen gefällt, was wir da machen, dann ist das wie „WOW, wir fliegen! VIELEN DANK!“
Tausendmal Danke, ihr Motherfucker! ;-)


DISCOGRAPHY:

2010 - Unlimited
2014 - Join The Party!
2016 - Barceloningham

SQUEALER-ROCKS Links:

StOp,sToP! - Join The Party (CD-Review)
StOp,sToP! - Barceloningham (CD-Review)
StOp,sToP! - London, Big Red (Live-Review)
Jacob, Vega und Danny von StOp,sToP! (Interview)
Jacob, Vega and Danny von StOp,sToP! (Interview)


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