Kasper Thomsen von Raunchy

(11.01.2006, Interview geführt von Jack)

Mit DEATH POP ROMANCE stellen die sechs Dänen von Raunchy ihr wohl reifstes, abwechslungsreichstes und somit auch bestes Album ihrer noch jungen Karriere zur Schau. Mit einem neuen Sänger an der Front birgt dies auch viele Veränderungen mit sich, zu denen eben dieser, Kasper Thomsen, Stellung nimmt.

Squealer.net: Hi Kasper, erst einmal Glückwunsch zu euerem neuesten Album DEATH POP ROMANCE, mit dem ihr ganz bestimmt eines der besten modernsten Metalalben der letzten Jahre vorgelegt habt. Im Vergleich zum zwei Jahre alten Vorgänger CONFUSION BAY habt ihr euch nochmals deutlich weiterentwickelt und zehn durchdachte und durchweg als genial bezeichenbare Kompositionen kreiert. Waren daher die zwei Jahre von CONFUSION BAY zu DEATH POP ROMANCE nötig?

Kasper Thomsen: Vielen, vielen Dank für die netten Worte zu unserem neuen Album. Wir versuchen stets mit jedem Album unser Bestes zu geben und es ist wirklich wichtig für uns, dass wir in musikalischer Sicht weiterhin voranschreiten. Die zwei Jahre zwischen den Alben sind für uns die kürzest mögliche Zeit neues Material zu schreiben und aufzunehmen und gute Musik zu schreiben benötigt wirklich Zeit. Nachdem wir die Aufnahmen Ende August beendet hatten, hofften wir auf eine Veröffentlichung im Herbst letzten Jahres, wir waren zu dieser Zeit jedoch sozusagen labellos und unser neue Plattenfirma Lifeforce Records benötigte einige Zeit um die Veröffentlichung vorzubereiten. Deshalb wählten wir als Veröffentlichungsdatum denselben Monat, in dem wir 2004 CONFUSION BAY herausgebracht hatten.

Squealer.net: Für DEATH POP ROMANCE musstet ihr mit dir, Kasper, auch einen neuen Mann am Mikro einbinden, da Lars Vognstrup der Band den Rücken kehrte. Wie kam es zu der Trennung und wie wurde die Band auf dich, der einen exzellenten Job abliefert, aufmerksam?

Kasper Thomsen: Cool (grinst). Lars hatte von der ganzen Idee Metalmusik zu spielen die Nase gestrichen voll und wollte seine musikalische Erfüllung irgendwo anders suchen. Tatsächlich gab es keinen wirklichen Bruch und wir treiben uns zeitweise immer noch mit ihm herum. Kurz nachdem Lars das Handtuch geworfen hatte, bekam ich einen Anruf von Lars C. (Christensen, Gitarrist - Anm.d.Red.), der sich mit einigen grafischen Arbeiten für meine damalige Band beschäftigte, und er fragte mich, ob ich zu einem Vorsingen kommen könne, da Lars nicht mehr Teil der Band sei. Ich gab meine Zustimmung, reiste nach Kopenhagen, traf mich mit den Jungs und schindete mächtig Eindruck. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen und es endete damit, dass ich das ganze Wochenende bei ihnen blieb. Danach bekam ich einen Anruf von Morten (Toft Hansen, Schlagzeuger - Anm.d.Red.), der mir den Job am Mikro anbat, falls ich ihn wolle und ich sagte: "VERDAMMT NOCHMAL, JA!". Das war's im Grunde genommen (grinst).

Squealer.net: In dem Song "Phantoms" fährt euer Zug beispielsweise enorm auf der Popschiene. Versucht ihr auf diese Weise neben der Ausweitung des eigenen Stils auch ein größeres Publikum zu erreichen?

Kasper Thomsen: Yeah, "Phantoms" hat definitiv einiges an Hitpotenzial, aber es ist nicht als massenkompatibles Lied gedacht, zumindest nicht ganz. Obwohl die melodischen Gesänge in diesem Stück wirklich beeindruckend sind, wird da immer noch eine Menge rum geschrieen (lacht) und das wird generell nicht als kommerziell angesehen, aber natürlich wäre es cool, wenn dieser Song einige Türen für uns öffnen könnte... das ist sicher.

Squealer.net: Als einen eurer Haupteinflüsse würde ich In Flames bezeichnen. Was hältst du von Anders Fridén und Co. und hast du dir schon deren neuestes Werk COME CLARITY angehört, mit dem sie meiner Meinung nach viele Fans enttäuscht haben?

Kasper Thomsen: In Flames sind eine sehr coole Band und sie haben viele Bands beeinflusst und gewiss lieben wir sie. Überhaupt sind In Flames eine meiner schwedischen Lieblingsbands aller Zeiten. Ich habe bisher nur ein paar Tracks von COME CLARITY gehört und soweit ich sagen kann, haben sie eine starke Platte geschrieben. Egal wie sehr man sich bemüht, wird es immer jemanden geben, der enttäuscht sein wird. Du weißt, man kann es nicht allen recht machen.

Squealer.net: Den Albumtitel DEATH POP ROMANCE habe ich auf die Vielseitigkeit der zehn Songs interpretiert, da von Popmusik bis Death Metal in euerem Stil so ziemlich alles möglich ist. Was ist euere Interpretation des Albumtitels? Steckt hinter diesen drei Worten noch mehr?

Kasper Thomsen: Yeah, da liegst du absolut richtig, dass der Titel unseren markanten Sound andeuten soll. Als wir uns über mögliche Albumtitel unterhielten, war DEATH POP ROMANCE derjenige, der durchweg auf Gegenliebe stieß und ich finde, er ist originell und unverbraucht. Es gibt eine enge Verbindung zwischen dem Albumtitel, dem Artwork und dem kompletten lyrischen Konzept. Das ist alles, was ich zurzeit preisgeben kann (lacht).

Squealer.net: Die dänische Musikszene war lange Zeit ein grauer Fleck in der Musiklandschaft. In den letzten Jahren hat sich aber einiges verändert. Mit den Industrial Metallern Mnemic, dem Thrash-Koloss Hatesphere und euch gibt es einiges Positives zu berichten. Was kannst du allgemein zur dänischen Musikszene sagen und werden wir in Zukunft noch mehr Raunchys, Mnemics und Hatespheres zu hören bekommen?

Kasper Thomsen: Ich denke wirklich, dass wir die Perspektiven für das, was für dänische Bands möglich ist, verändert haben. Wir haben alle gezeigt, dass es möglich ist die Aufmerksamkeit von größeren Plattenlabels auf internationalem Niveau zu bekommen, gesignt zu werden und auch außerhalb Dänemarks auf Tournee zu gehen. Und ich denke, das ist der Hauptgrund für die positive und hoffnungsvolle Stimmung, die zurzeit die dänische Metalszene bestimmt. Viele der neuen Bands stecken sehr viel Arbeit in ihrer Musik, weil sie gesehen haben, dass es möglich sein kann einen Plattenvertrag zu ergattern. Aber es ist zudem wichtig, dass die Bands an ihrem eigenen Klangspektrum festhalten. Wie du weißt, wollen wir keine Klonarmee, weil dies ganz einfach die Musikszene langsam vernichten würde.

Squealer.net: Am 20. Februar erscheint hierzulande euer neues Album. Was ist danach geplant? Eine ausgiebige Tournee (wenn ja mit wem?) oder einige Festivalauftritte im Sommer?

Kasper Thomsen: Wir haben einige Tourneepläne, aber die sind noch nicht soweit gediehen, dass ich sie als bestätigt ansehen kann. Deshalb kann ich auch noch keine Namen enthüllen. Wir sollen an zehn Tagen im Februar für eine amerikanische Band in Deutschland eröffnen, danach wiederum im April für eine amerikanische Band - dann beginnt die Festivalsaison und es sind einige coole Dinge im Gange, auf dem europäischen Festland und in Großbritannien.

Squealer.net: Die letzten Worte gehören wie auf SQUEALER.net üblich dem Befragten.

Kasper Thomsen: Gut, hab vielen, vielen Dank für deine Unterstützung und dieses Interview Christian. An alle Leser und Fans: Bitte schnappt auch die neue Platte, wenn sie rauskommt. Wir sind echt stolz auf sie und ihr werdet nicht enttäuscht sein, wenn ihr die vorherigen Platten von uns gemocht habt. Ich hoffe zudem, viele von euch zu sehen, wenn wir on-stage unser neues Album im Laufe des Jahres vorstellen. Kommt raus, treibt euch mit uns rum und feiert mit uns (lacht).


DISCOGRAPHY:

2002 – Velvet Noise
2002 – Decemberklar (Single)
2004 – Confusion Bay
2006 – Death Pop Romance

SQUEALER-ROCKS Links:

Raunchy - Death Pop Romance (CD-Review)
Kasper Thomsen von Raunchy (Interview)


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