Squealer-Rocks.de CD-Review
Ayreon - 01011001

Genre: Prog Rock/Prog Metal
Review vom: 26.01.2008
Redakteur: Colin
Veröffentlichung: Bereits erschienen
Label: Inside Out Music



Yeeeesssss!!! Er hat es tatsächlich noch einmal getan. Nachdem Arjen Anthony Lucassen eigentlich keine Platte mit Ayreon mehr herausbringen wollte, hat er es sich glücklicherweise doch wieder anders überlegt. Der Meister der Space-Opern hat erneut ein Doppelalbum komponiert, welches es in sich hat. Und abermals hat er eine illustre Schar von Musikern um sich versammelt, die es auch wieder schaffen, die spezielle Atmosphäre, die ein Ayreon Album ausmacht, zu kreieren, bzw. zu intonieren.

Wo soll man mit der Beschreibung eines Albums anfangen, dass auf zwei CDs gepresst wurde, insgesamt 15 (teils äußerst überlangen) Songs beinhaltet und auf dem 27 Musiker zu hören sind? Alleine die Auswahl der Sänger und Sängerinnen (u.a. Hansi Kürsch, Daniel Gildenlöw, Ty Tabor, Anneke van Giersbergen, Jorn Lande oder Bob Catley) steht nominell schon mal für Spitzenqualität. Und wer die anderen Ayreon Alben kennt (oder auch das „Star One“ Projekt), der weiß auch, dass Herr Lucassen auch bei den Kompositionen nichts anbrennen lässt.

Schon der Opener „Age of shadows“ verdeutlicht sehr eindrucksvoll, dass man durchaus so unterschiedliche Stimmen wie die von Hansi Kürsch (singt seine Parts klasse und überzeugend), Jorn Lande oder Tom Englund vereinen kann, ohne den Song zu zerreißen oder aufzuspalten. Nach dem maschinellen Intro geht „Age of shadows“ (der Track beinhaltet auch noch „We are forever“ und besteht somit quasi aus zwei Songs) mit uns auf eine orientalisch angehauchte Reise, die sowohl stimmlich, als auch musikalisch Vielfältiger nicht sein könnte. Die vielen Tempo- und Rhythmuswechsel, zusammengehalten von den wiederum großartigen SängerInnen, ziehen den Hörer in ihren Bann und gipfeln in den hypnotischen (kanonartigen) Gesangsparts von Anneke van Giersbergens in „We are forever“. Arjen verlangt einem schon mit dem ersten Track von „01011001“ eine Menge ab, aber man wird (und das ist ja ebenfalls typisch für Ayreon) für seine Geduld in oben genannter Form, der wunderschönen Melodien und einzelnen Stimmen, entlohnt.

„Comatose“ hingegen zeigt wieder eine andere Seite im Sound von Ayreon. Düster und besinnlich könnte man sagen. Beinahe schon zerbrechlich kommt der Track aus den Boxen. Basierend auf diversen Keyboard Sounds lebt der Song von dem genialen Wechselspiel zwischen Anneke van Giersbergen und dem famosen Jorn Lande. Die folgenden „Liquid eternity“ und „Connect the dots“ sind entspannte Progressive Rock Stücke, die in ähnlicher Form auch auf den anderen Ayreon Veröffentlichungen zu finden und qualitativ natürlich nicht abfallen. Auch das Pink Floydartige „Beneath the waves“ weiß zu gefallen. Aus einen recht ruhigen Song wir gegen Ende ein sehr intensives Duett zwischen Floor Jansen und abermals Jorn Lande. Den Umbruch in dem Song leitet Hansi Kürsch mit seinem sowohl gefühlvoll, als auch aggressiv vorgetragenen Part ein.

Nächstes Highlight ist „Newborn race“, das (wie „Beneath the waves“) in mehrere Parts unterteilt ist und seinen Klimax im Mittelteil („The procedure“) mit dem absolut perfekten Zusammenspiel von Bob Catley, Hansi Kürsch und Jorn Lande findet. Arjen Lucassen hat die Musik an dieser Stelle perfekt zu den Stimmen komponiert (Lande etwa klingt bei seinen Parts wie Phil Lynott). Ganz, ganz großer progressiver Ballsport! Mein persönliches Highlight auf Cd 1 ist aber dennoch das, nach dem metallischen „Ride the comet“, sehr ruhige und im Vergleich zu den anderen Stücken schon fast unspektakuläre „Web of lies“. Man kann es quasi als die kleine Schwester von „Valley of queens“ (von „Into the electric castle“) sehen. Leute, ich war echt zu Tränen gerührt, als ich den Song das erste Mal gehört habe. Schöne Akustikgitarren, eine dezent eingesetzte Violine und zwei Sänger, die sich der Thematik des Songs wunderbar annehmen.

Eigentlich hatte ich nicht vor alle 15 Songs der Scheibe einzeln zu besprechen, aber irgendwie ist das bei einem Output von Ayreon nicht möglich. Dazu ist die Musik zu Vielschichtig und teilweise auch komplex. Also versuche ich es einfach mal anders herum. Natürlich findet an auf CD 2 keinen Ausfall (in der Hinsicht kann man dem langen Niederländer wirklich blind vertrauen). Das musikalische Potpourri ist Prog Rock in eigentlichen Sinne, da hier so viele verschiedene Stile vermengt werden, dass es eine wahre Freude ist. Metal, Rock, 70ties Sounds, die Beatles inspirierten Gesanglinien oder auch ganz leichte Jazzeinschübe. Im Tonstudio von Herrn Lucassen trifft sich irgendwie alles um Song zu werden. Auch die Melodien (alleine der erste Refrain von „The fifth extinction“ erzeugt Hühnerfell pur und ist unterlegt von einem schön „dudelnden“ Keyboard) stehen wieder klar im Vordergrund. Genau hier liegt auch eine Stärke von Ayreon. Die mitunter sehr komplexen Songstrukturen mit ihren vielen verschiedenen Parts und Stilen (das aktuelle „The truth is in here“ tönt zum Beispiel sehr folkig) werden immer von den (nicht nur gesanglich) grandiosen Melodien zusammen gehalten und die Stücke laufen nie Gefahr den Hörer mit Knoten in den Ohren zu beglücken.

Man kann eigentlich noch unendlich lange über dieses erneut absolut über jeden Zweifel erhabene Werk von Arjen Anthony Lucassen philosophieren (ich werde euch an dieser Stelle auch nicht mit dem Plot langweilen. Die Story ist gut. Findet es selbst heraus!) und diskutieren. Fakt ist, der Mann hat es einfach drauf geniale Konzeptalben zu veröffentlichen. Musikalischer Anspruch und nie langweilig werdende Melodien können in dieser Kombination nur sehr wenige vorweisen. Hoffentlich ist „01011001“ nicht das letzte Ayreon Album! Es ist aber definitiv, soviel kann man schon jetzt sagen, eines DER Alben 2008!



Tracklist:
CD1:
1. Age of shadows
2. Comatose
3. Liquid eternity
4. Connect the dots
5. Beneath the waves
6. Newborn race
7. Ride the comet
8. Web of lies


CD2:
1. The fifth extinction
2. Waking dreams
3. The truth is in here
4. Unnatural selection
5. River of time
6. E=MC²
The sixth extinction


Line-Up:

Vocals:
Tom Englund
Steve Lee
Daniel Gildenlöw
Hansi Kürsch
Floor Jansen
Anneke van Giersbergen
Jonas Renske
Jorn Lande
Magali Lyten
Bob Catley
Ty Tabor
Simone Simons
Phideaux Xavier
Arjen Lucassen
Liselotte Hegt
Wudstik
Marjan Welman


Instrumentalists:
Arjen Lucassen – Guitars, bass, mandolin, keyboards, synthesisers, Hammond, backing vocals
Ed Warby – Drums and percussion


Additional Keyboards and solos:
Lori Linstruth – Guitar solo on 6 (CD1)
Derek Sherinian – Synth solo on 1 (CD2)
Tomas Bodin – Synth solo on 2 (CD2)
Michael Romeo – Guitar solo on 6 (CD2)
Joost van den Brock – Synth solo and piano on 7 (CD2)


Acoustic instrumentalists:
Ben Mathot – All violins
David Faber – All cellos
Jeroen Goossens – Flute, soprano & tenor recorder, bass flute, tin whistle

DISCOGRAPHY:

1995 - The final experiment
1996 - Actual fantasy
1998 - Into the electric castle
2000 - The universal migrator
2000 - The dream sequencer
2002 - Space metal (STAR ONE)
2003 - Live on earth (STAR ONE)
2004 - The human equation
2008 - 01011001
2008 - Timeline
2013 - The Theory of Everything


SQUEALER-ROCKS Links:

Ayreon - 01011001 (CD-Review)
Ayreon - Timeline (CD-Review)
Ayreon - The Theory of Everything (Doppel CD) (CD-Review)

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