Squealer-Rocks.de CD-Review
Everfest - Rising

Genre: Metal
Review vom: 01.05.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Die fünf Hessen, genauer gesagt Frankfurter, von Everfest haben das Musikbusiness verstanden: Nicht die Aufmachung entscheidet letztendlich über Sieg oder Niederlage, sondern ganz alleine die musikalische Qualität und Feinheit. Vor zwei Jahren zimmerte man zusammen mit Produzent Marc Bugnard vier starke, prägnante Songs ein, verwendete das zur Verfügung gestellte Geld lieber für ein gutes Studio und dem daraus resultierenden Klang der weltweiten Spitzenklasse als für ein Albumcover und ähnlichen Firlefanz und hatte Erfolg: Das renommierte belgische Label Mausoleum Records wurde auf die, in diversen Magazinen (darunter neben Metal Hammer und Rock Hard auch SQUEALER.net) hochgehandelte, Truppe aufmerksam, nahm sie unter Vertrag und veröffentlicht nun das Debüt RISING.

„Bei RISING handelt es sich wirklich um das Debütalbum von Everfest? Diese Truppe müsste eigentlich schon seit über zehn Jahren Platten veröffentlichen.“ Das sind so die ersten Gedanken, die einem beim lauschen der zwölf Tracks durch den Kopf gehen. So abgezockt wie Andy Sommer (Gesang), Holger Wenck, Rene Ritzmann (beide Gitarre), Thorsten Baus (Bass) und Florian Möller (Schlagzeug) ihre perfekt arrangierten, von Vielfältigkeit nur so strotzenden und erneut von Marc Bugnard druckvoll produzierten Lieder, ach was, Hymnen von RISING darbieten, da kann man nur aus Hochachtung auf die Knie gehen oder unglaubwürdig den Kopf schütteln. Die größtenteils eigenständig erklingende Mischung aus metallischen Judas Priest, den im Power Metal verwurzelten Nevermore und Konsorten, den Ende Achtziger Metallica und den COWBOYS FROM HELL Pantera lässt von Beginn an jeden Kritiker verstummen: Mit Everfest und seinen fünf Ausnahmemusikern bekommt die deutsche Metalszene ein neues Flaggschiff, das sich auch international achtbar schlagen kann.

Mit einem melodisch vorgetragenen „Here We Are“ des Götterknaben Andy Sommer, welcher sich mit seinem klaren, vulminösen Stimmorgan eigentlich nur Freunde machen kann, legt der Hessenexpress los und gelangt mit „See Me Rising“ an die Everfesthymne schlechthin: „Out of the darkness, see me rising like a rainbow!“ Ein im Midtempo gehaltener Mitsingchorus wechselt sich mit dezent zurückhaltenden, nicht minder spannenden Parts ab und dazwischen bleibt noch genügend Platz für Experimente, leicht progressive Songstrukturen und Melodiebögen sowie melodische Soli. Etwas riffbetonter gehen die Jungs in „Prophets Of Hate“ zu Werke, das im Grunde genommen auch auf einem neuen Priestalbum eine gute Figur machen würde. Okay, ob jetzt Andy Sommer oder Rob Halford singt, ist völlig Schnuppe. Der einzige Unterschied liegt im Bekanntheitsgrad das zweitgenannten.

Über den flotten Melodic Metaller „Who Knows“ erreicht unsere wilde Fahrt „Fire“ (nein, noch brennt das Schiff nicht ab), ein Headbangersong vor dem Herrn, der von einem PAINKILLER-Zitat eingeleitet wird (ich sage nur: „A Touch Of Evil“ – den Rest müsst ihr selbst herausfinden). Nach so viel Power müssen wir erst einmal etwas Ruhe einkehren lassen und da kommen die von der 2004er Demo her schon bekannten Tracks „Something To Believe“ und „Breathe“ gerade recht: Zwei wunderschöne gefühlsbetonte, vom Gesang getragene Nummern. *dahinschmelz*

Jetzt ist aber endgültig Zeit auf die Knie zu gehen! Denn „Change“, ein in zwei Parts unterteiltes Meisterwerk melodic, heavy und power metallischer Musikkunst steht in den Startlöchern: Part eins stimmt mit einem schönen Gitarrensolo den Hörer schon einmal mächtig ein und Part zwei (also das eigentliche Lied) erledigt den Rest und verschlägt dem fassungslosen Begutachter die Stimme (zum Glück noch nicht die Fähigkeit auf der Tastatur zu tippen): Pure Abwechslung, feine Grundhärte und ein Refrain zum sterben schön.

„Ach, hört doch auf, Jungs, ich bin bedient, ich kann nicht mehr.“ Aber genau das machen Everfest noch lange nicht: Mit „The Fall“ wird in fast speed metallischer Geschwindigkeit sprichwörtlich die Sau rausgelassen, „New Crusader“ schmiegt sich aufgrund seiner Eingängigkeit und leichten Popeinschlag wieder ganz nah an den Hörer ran und über „I Want To Save You“ sage ich am besten erst gar nichts mehr, außer: Eine Ballade im LOAD/RELOAD Stil, die wirklich jeden verzaubert ... jetzt muss ich aber schnell in die Kirche, beten gehen...

Fazit: Vater unser ... was sind das für Kerle, die da unter dem Banner Everfest ein Album unter dem Namen RISING so mir nichts dir nichts auf den Markt bringen? Egal welches Stück man anspielt, es erschließt sich einem sofort und verlässt einen so schnell auch nicht mehr. Wo soll das mit diesen fünf Kameraden noch hinführen? RISING ist ja (passenderweise betitelt) erst der Anfang einer hoffentlich langen und erfolgreichen Karriere. Hetfield, Mustaine, Halford und Co. macht schon einmal einen Platz frei auf euerem Thron...


Tracklist:
1. Here We Are
2. See Me Rising
3. Prophets Of Hate
4. Who Knows
5. Fire
6. Something To Believe
7. Breathe
8. Change Part 1
9. Change Part 2
10. The Fall
11. New Crusader
12. I Want To Save You

Anspieltipps: eigentlich alle

Band Line-Up:
Andy Sommer – Gesang
Holger Wenck – Gitarre
Rene Ritzmann – Gitarre
Thorsten Baus – Bass
Florian Möller – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2004 – Everfest (EP)
2006 – Rising

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