Squealer-Rocks.de CD-Review
Stormrider - The Path of Salvation

Genre: Heavy Metal
Review vom: 25.10.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 26.10.2012
Label: Pure Steel Records



Mein Gott, wie die Zeit vergeht...
Gute 7 Jahre ist es nun schon her, dass ich den ersten Longplayer, „Shipwrecked“, der Herner Metal Band Stormrider besprechen durfte.

Mein Gott, wie wenig sich in 7 Jahren ändert...
Seinerzeit prägten Sätze wie
„...Besonders der sehr intensive und ungewöhnliche (achtet mal auf die Art, mit welcher Besessenheit Sänger Stefan einige Worte betont) Gesang lässt in ruhigen Momenten des öfteren an Matt Barlow denken.
Das Tempo des Albums wird wunderbar variiert, so dass nicht einmal die Spur von Eintönigkeit aufkommt....“
die Kritik.

Mein Gott, wie viel sich in 7 Jahren ändert...
Derartige Feststellungen wie anno dazumal verlieren zwar nicht ihre Gültigkeit, man fragt sich aber ernsthaft, was mit dieser Truppe passiert ist.
Denn: Jeder Satz müsste um einige Superlative erweitert werden!
Stormrider standen stets für höchst anspruchsvollen Metal, der dennoch niemals zu technisch wurde, um die nötige Eingängigkeit zu vermitteln.
Zudem muss man wissen, dass die passionierten Biertrinker aus dem Pott kein Fast Food für Studenten mit bunten Fantasy Shirts sind. Man bekommt hier keine Happy Melodien serviert, die man beim zwoten Refrain mitbrüllen kann.
Nein, es bedarf schon mindestens drei bis fünf Durchläufe, dann jedoch erwischt man sich dabei, dass man beinahe sämtliche Harmonien beim anschließenden Putzen, Kochen, Ficken oder sonstigen Alltagsdingen nicht mehr aus dem Hirn bekommt.
So etwas, meine Brüder, nennt man Langzeitwirkung – und das bekommen nicht allzu viele Truppen hin.



Bei einer episch beginnenden, dann speedigen Walze wie „The Sentence Divine“ frage ich mich ernsthaft, ob wir noch Bands wie Virgin Steele brauchen, wenn es so etwas wie Stormrider gibt.
Hier wird gleichzeitig filigran und dennoch rotzig musiziert. Spätestens, wenn die abwechslungsreiche Strophe in einen von erhabener Schönheit geprägten Chorus übergeht ist der Fall klar:
Besser geht' s nicht!
Apropos Virgin Steele : Wir wollen nicht hoffen, dass der David der schlechten Produktionen jemals „Across the Ancheron“ hört. Er würde - und er müsste!- sich das Leben nehmen, wenn ihm bewusst wird, welches geile Stück Metal dort irgendwo in einem Herner Proberaum entstanden ist.
Gut, spinnen wir den Vergleich noch ein bisschen weiter: Wenn man hört, mit was für Unsummen an US Dollars Mr. DeFeis nur noch akustischen Dreck produziert, während die Sturmtruppen aus Wanne – Eickel mit kleinem Salär eine absolut tolle Produktion auffahren, die locker internationalen Standard erreicht, dann weiß jeder, dass meine o. g. These nicht dem Enthusiasmus geschuldet, sondern Tatsache ist.

Tatsache ist auch, dass es nicht nur die zwo genannten Highlights gibt. „Long Way Down“ ist ebenfalls ein schöner Ohrgasmus. Im Midtempo hoppelt sich die Saiten Fraktion – die im übrigen in jedem Song geile bis saugeile, teils doppelstimmige, Soli fabriziert – durch die Nummer, während sich der Axt schwingende Sänger Stefan in seinem eigenen Parelleluniversum befindet und derart pathetisch und beinahe klagend seine Texte vorträgt, dass ich mir echt überlege, mir auch so eine schmucke Waffe zu besorgen.

Ich tu' mich mit den Highlights hier aber generell schwer. Im Grunde befindet sich alles auf einem Level. Hier macht sich auch bezahlt, dass Stormrider auf die alte 80er Jahre Taktik gesetzt haben und nur 10 Stücke aufgenommen haben. Klasse statt Masse.

Gut und schön – ein, zwei Klopper will ich aber dennoch kurz ansprechen:
Der Nackenbrecher „Walls of Fire“ kann zwar der Bandhymne „Let Metal Reign“ nicht ganz das Wasser reichen, ist aber nahe dran.
Und der rasend schnelle Titelsong ist ein Beispiel par excellence für die eingangs erwähnte „Langzeitwirkung“: Bei den ersten zwei Durchläufen ist man schier erschlagen von der Urgewalt und der Vielfalt an Details. Sicher, es bleiben auch beim ersten Mal die geilen Riffs und die tollen Melodien hängen, aber so richtig verarbeitet habe ich den Track erst nach dem 5. oder 6. Durchgang ( Fans unter 40 mit weniger Bierkonsum mag dies allerdings auch schon nach dem dritten Hören gelingen).

Es wäre unsinnig, noch mehr Beispiele zu nennen, das würde in Wiederholungen enden.
OK – will nur noch kurz sagen, dass „Heaven is Closer“ mit einem geilen 80er Poser Riff beginnt und sowieso ein Ohrwurm vor dem Herrn ist.
Ach, ja - „Transcendence“ ist der lebende und rockende Beweis, das „Gedudel“ höchst eingängig klingen kann – wenn man's nur richtig macht. Die Dudelei klingt wie Priest in ihrer Frühphase, bloß in hart.

Jetzt ist aber Schluss. Wollt Ihr noch ein Fazit? Nein?
Gut, dann sag ich's Euch: Stormrider haben sich nicht nur gesteigert, sie haben sich in eine andere Liga katapultiert. Sie sind die definitiven Nachfolger von Virgin Steele.
Das hier ist kein Underground mehr, das ist Weltklasse!
Wer's für übertrieben hält, soll mir nur EINE Produktion aus diesem Jahr nennen, die echten Heavy Metal ohne Schönschreibattitüde, aber mit technischer Brillanz so überzeugend rüberbringt.
Nur EINE Platte, die wahren Metal Spirit derart glaubwürdig und dennoch nicht zu klischeehaft präsentiert.
Wer mir diese Scheibe nennt, dem zahle ich 2 Kisten Bier - und ich stehe zu meinem Wort!
Wohlwissend, dass diese Wette jetzt schon gewonnen ist....

Tracklist:
1. The Path of Salvation
2. Across the Acheron
3. Long Way Down
4. Walls of Fire
5. Heretics
6. The Sentence Divine
7. Circle of Betrayers
8. Into the Light
9. Heaven is Closer
10. Transcendence

Line Up:
Stefan „The Axeman“ Hebes – Vocals
Ingo „The Blutwurz“ Rieger – Guitar
Jan „Bio Wein“ Gerbracht - Guitar
Daniel „Popa Chubby“ Woyke – Bass
Tim „Neil Peart“ Nester - Drums

DISCOGRAPHY:

2003 - Vengeance (EP)
2005 - Shipwrecked


SQUEALER-ROCKS Links:

Stormrider - Shipwrecked (CD-Review)
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