Squealer-Rocks.de CD-Review
The Ocean - Aeolian

Genre: Progressive Extrem Metal
Review vom: 25.11.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Da soll mir noch einmal einer kommen und behaupten, dass ab Slayer und Exodus sowieso alles Gedresche ist. Na, den werde ich mit dem neuen, erstmals bei Metal Blade Records veröffentlichten, The Ocean Album AEOLIAN gewaltig in die Pfanne hauen. Dieses sehr spannende Werk extrem metallischer Formen bezieht seine Kraft nicht nur durch eine fast unnachahmliche Härte, sondern auch in klar strukturierten und prägenden Melodiebögen, ohne auch nur ansatzweise in kommerzielle Gefilde abzurutschen. So muss hart metallische Musik nun mal aufgebaut sein, von wegen bloßes Gedresche.

Kommen wir aber als erstes zu den nackten Tatsachen, und zwar, dass AEOLIAN der Zwillingsbruder des im letzten Jahr unter‘s Volk gebrachten FLUXION ist. Soll heißen: das Material wurde, wie seinerzeit RE(LOAD) von Metallica, zum selben Zeitpunkt geschrieben, wobei AEOLIAN, so viel schon mal vorweg, wesentlich deftiger zu Werke geht. Zu einem musikalisch erfolgreichen Gelingen halfen zudem etliche, teils namhafte Musiker der extremeren Metalszene wie Tomas Hallborn (Breach), Sean Ingram (Coalesce) und Nate Newton (Converge, Old Man Gloom), die zusammen mit Hauptsänger Mathias Bünte ein kontrast- und abwechslungsreiches Gesangsbild geschaffen haben.
Durch diese Fülle besitzen die einzelnen Gesangsaufnahmen, für die sich die Band stolze drei Monate Zeit nahm, die unterschiedlichsten Eigenschaften. Um nur zwei zu nennen: – klassisches, tiefes Death Metal Grunzen in Richtung Chris Barnes (Six Feet Under) – schnelles, hektisches, hohes Gekreische mit dem Hang zum Nervenzusammenbruch. Mit einer genauen Zuordnung von Person zu Stil kann ich jedoch leider nicht aufwarten, wen verwundert‘s?

Ein intensives Schlagzeugspiel bestimmt zwar über weite Strecken den Sound von AEOLIAN, bei dem die Tracks eine Länge von anderthalb bis fast zehn Minuten annehmen, dennoch wandert das Spieltempo nur gelegentlich in schwarz metallischen oder Grindcore artigen Regionen. Ansonsten herrscht nämlich ein verhältnismäßig „gemütliches“ Tempo, das neben klassischem zwischen schwedisch und amerikanisch pendelndem Death Metal auch Elemente aus Doom (Candlemass), Thrash Metal (von Metallica bis Slayer/Hatesphere) und Punk Rock (Sex Pistols, etc.), sowie gelegentliche, fast Hard Rock artige Grooves zulässt und dabei genügend Freiräume für Keyboards/Elektrospielereien erlaubt.

Ohne großartig zu übertreiben, entstehen daraus, im extremen Metal eher selten gesehene, komplexe, vertrackte und schwer zugängliche Kompositionen, die eine nahezu unbeschreibliche Verrücktheit aufzuweisen haben. Man nehme beispielsweise den Track „Swoon“, welcher zum Ende hin, nach einem (um es „The Ocean“ gerecht auszudrücken) Tsunami oder Hurrikan plötzlich den stillen Ozean markiert. Von dem streckenweise fast schon getragenen (na ja, das dürft ihr jetzt aber nicht mit tragenden Heavy Metal Songs gleichsetzen) „Inertia“ wollen wir an dieser Stelle mal ganz absehen.

Fazit: The Ocean dürfen sich spätestens seit AEOLIAN als große Bereicherung der extremen Metalspielarten ansehen. Wer mit so viel Ungewöhnlichem, sei es in Form der zig Sänger oder der Kompliziertheit manches Stückes, aufzuwarten hat, wird in jedem auf Verrücktes stehende Metaller einen Fan finden. Für mich persönlich ist es stellenweise dann doch zu abgefahren...

VÖ: 25. November 2005

Tracklist:
1. The City In The Sea
2. Dead Serious & Highly Professional
3. Austerity
4. Killing The Flies
5. Une Saison En Enfer
6. Nocrobabes.com
7. One With The Ocean
8. Swoon
9. Queen Of The Food-Chain
10. Inertia

Anspieltipps: Austerity, Swoon, Inertia

Band Line-Up:
Mathias Bünte – Gesang
Nico Webers – Gesang
Robin Staps – Gitarre, Samples, Arrangements
Andreas Hillebrand – Gitarre
Jonathan Heine – Bass
Torge Ließmann – Schlagzeug
Gerd Kornmann – Percussion, Tools, Gesang
Nils Lindenhayn – Visualisierung

DISCOGRAPHY:

2002 – Same
2003 – Fogdiver
2004 – FluXion
2005 – Aeolian
2007 - Precembrian

SQUEALER-ROCKS Links:

The Ocean - Aeolian (CD-Review)
The Ocean - Precambrian (CD-Review)

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