Squealer-Rocks.de CD-Review
Crystal Eyes - Dead City Dreaming

Genre: Melodic Metal
Review vom: 24.12.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Achtung, Zielgruppenmusik!
Wer bei Namen wie Hammerfall, Timeless Miracle oder Rhapsody und den dazugehörigen Trademarks sofort eine mittelschwere Übelkeit mit akutem Brechreiz verspürt, der sollte sich besser gleich wieder hinlegen.

Wer allerdings keine Probleme damit hat, das „Heavy“ vor dem Metal auch mal gegen ein „Happy“ auszutauschen und der Meinung ist, dass Melodic Metal nicht nur in der Stilbeschreibung melodisch sein sollte, der darf sich jetzt schon mal den Geifer von der Schnauze wischen. Leute, es gibt neues Futter!

Zugegeben: als jemand, der sich nicht gerade als Hardcore - Fan der genannten Richtung bezeichnen würde, war auch ich nach dem ersten Durchlauf dieses Albums schnell mit solchen respektlosen Bemerkungen wie „Kinder / Tralala Metal“ zur Stelle.

Das sage ich ohne Scham, denn prägnantestes Merkmal der schwedischen Crystal Eyes sind nun mal die Melodien, die alle aus dem Buch „Wie schreibe ich einen Ohrwurm“ entnommen zu sein scheinen.
Bereits beim 2. Refrain kann der Hörer lauthals mitsingen – und tut es auch!

Geht der schwerfällige Opener und Titelsong noch voll in Richtung Hammerfall - gerade was die fetten Gitarren betrifft -, macht das nachfolgende flotte „Into The Light“ ein Stillsitzen nahezu unmöglich. Entweder man hüpft freudig erregt durch die Bude oder man kloppt die Bierflasche im schnellen Takt auf den Tisch, bis das überschäumende kostbare Nass für einen kleinen Disput mit der Herrin des Hauses sorgt.
In dieser Art hört man sich gutgelaunt durch die komplette Scheibe. Das Tempo der Songs hält sich größtenteils im Midtempo Bereich, selten wird es mal richtig schnell oder zu schwerfällig. Bei den ersten paar Durchgängen interessiert das jedoch nur am Rande, da man von den mitreissenden Harmonien geradezu gefangen ist.

Gut – bei so einer Mucke, die vordergründig von ihren eingängigen Melodien lebt, besteht immer die Gefahr, dass man sich nach 6-7 Durchläufen langweilt und die Scheibe im Nirvana des Plattenschranks verschwindet.
Doch Crystal Eyes machen alles richtig und packen ihre Ohrwürmer in ein solch’ interessantes Gewand, dass man selbst beim 20. Hören noch neue Facetten entdeckt. Hier macht sich die Erfahrung der bereits seit 14 Jahren bestehenden Band bemerkbar.
So wird fast jeder Track mit einem Break versehen, welches der ganzen Sache eine enorme Vielfältigkeit verleiht und trotzdem nicht den Fluss des Songs stört.
Bei aller Eingängigkeit ist es hier unbedingt empfehlenswert auf die grandiose Gitarrenarbeit zu achten, die mit doppelten Leads, der nötigen Härte sowie allerhand Finessen überzeugen kann.

Als grandios möchte ich auch den Gesang des dänischen „Gastarbeiters“ Nico Adamsen bezeichnen. Seine kraftvolle Stimme liegt irgendwo zwischen Klaus Meine, Blind Guardians Hansi Kürsch und Sebastian Bach und ist eine willkommene Abwechslung zum Eunuchen - Geheule der gängigen Melodic Metal Acts.

Logisch, dass es auch ein bisschen was zu meckern gibt: so dürfte das abschließende „The Halls Of Valhalla“ Blind Guardian Fans wohl in Begeisterungsstürme versetzen, passt aber ansonsten nicht so ganz in das Gesamtbild des Albums.

Einen weiteren Punkt Abzug gibt es dafür, dass die fröhlichen Schweden beim Song „The Quest Remains“ den Chorus von Accepts „Losing More Than You Ever Had“ geklaut haben.

Das Punktemanko machen die Jungs durch die absolut geile Produktion aber wieder wett und gehen so als einer der Sieger des fast abgelaufenen Jahres 2006 vom Platz.
Ähnlich wie die Landsleute von Timeless Miracle sind Crystal Eyes einerseits voll von Klischees, aber doch irgendwie anders als die üblichen Verdächtigen – und von daher Kult!

Tracklist:
1. Dead City Dreaming
2. Into The Light
3. The Narrow Mind
4. Wall Of Stars
5. Battlefield
6. The Quest Remains
7. Dawn Dancer
8. Roads of Loneliness
9. Temple of Immortal Shame
10. The Halls Of Valhalla

Line up:
Nico Adamsen – Vocals
Mikael Dahl – Guitars
Niclas Karlsson – Guitars
Claes Wikander – Bass
Stefan Svantesson – Drums

DISCOGRAPHY:

1999 - World Of Black And Silver
2000 - In Silence They March
2003 - Vengeance Descending
2005 - Confessions Of The Maker
2006 - Dead City Dreaming
2008 - Chained

SQUEALER-ROCKS Links:

Crystal Eyes - Dead City Dreaming (CD-Review)
Crystal Eyes - Chained (CD-Review)

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