Markus Grosskopf von Bassinvaders

(19.03.2008, Interview geführt von maddin)

Sein Bassinvaders Projekt ist nicht nur die Verwirklichung einer verwegenen Idee. Es ist dazu noch ein absolut hörenswertes, sehr unterhaltsames Album entstanden. Gerade eben von einer ausgedehnten Welttournee mit Helloween zurück gekehrt, stand der sympathische Hamburger sofort Rede und Antwort, um die Neugier des Squealer - Rocks Redakteurs zu stillen.

Squealer - Rocks: Glückwunsch zum Bassinvaders Album. Ein derart abwechslungsreiches
und eingängiges Metal Scheibchen haben wohl die Wenigsten erwartet. Trotzdem: Wieso gibt es kein einziges Instrumental Stück? Hat es Dich nicht in Deiner "Berufsehre" gekitzelt, bei wenigstens einem Track mal so richtig die Sau raus zu lassen und zu frickeln?

Markus: Danke für die Blumen. Es ging mir in erste Linie nicht darum zu zeigen wie toll wir Bass spielen können. Es war nicht mein Anliegen so viele und komplizierte Sachen wie möglich
aufzunehmen. Es ging mir viel mehr darum, herauszufinden, wie man eigentliche Metal Songs ohne Klampfen hinbekommt. Also wollte ich rein Song - orientiert arbeiten. Das war mein Hauptziel. Und nicht etwa in einem Instumental Song zu zeigen wie toll jeder spielen kann. Aber vielleicht kommt ja auf der nächsten Scheibe, wenn es denn ein nächstes Mal gibt, einer drauf. Aber dann auch eher Song orientiert. Mal sehen.

Squealer - Rocks: Als Du die Idee zu der Geschichte hattest, war Dir da sofort klar, wer Deine Partner sein würden? Gab es neben Peavy, Schmier und Tom noch andere mögliche Kandidaten?

Markus: Das Konzept basiert ja zum grössten Teil auf singenden Bassisten. Ausser mir halt. Ich kann beim besten willen nicht überzeugend singen. Ich treffe zwar den einen oder anderen Ton, Aber das klingt einfach scheisse.
Mit dem "singenden Bassisten Konzept" war sehr schnell klar, wer da noch bei sein wird. Obwohl das ganze so ein bischen mein Baby ist, bilden Schmier, Tom, Peavy und ich den harten Kern. Wir sind dieBassinvaders. Wenn Peavy einen Song Singt auf der CD dann hat er ihn auch geschrieben und die Rythmus Bässe eingespielt. Das gleiche gilt für Tom und Schmier. Ich wollte das nicht einfach so alleine vor mich hin produzieren. Ich wollte halt auch input von Leuten die etwas andere Sachen machen als ich weil ich einfach eine gewisse Vielfalt liebe. Und es macht tausend mal mehr Fun mit den Leuten zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Ich wollte singende Bassisten die in der Lage sind Songs beizusteuern. Und ich wollte erfahrene Leute die wissen worum es geht. Peavy, Tom und Schmier sind Originale, Urgesteine die doch wiederum ihre Sachen sehr individuell mit sehr viel Wiedererkennungswert machen.Das trifft natürlich genau meine Vorstellung bezüglich der Bassinvaders. Mein Traum war es aber auch weitere Kumpels und auch viele von meinen Idolen als Solisten mit einzubeziehen.

Squealer - Rocks: Also sind die Bassinvaders doch eher eine Band, wie ja auch das Coverphoto zeigt, als Dein ganz persönliches Solo - Projekt?

Markus: Ich würde das sehr gerne als Bandprojekt sehen. Obwohl ich wohl bei dieser Sache schon der Initiator bin. Aber es ist immer viel lustiger und effektiver einige Dinge mit Leuten
zusammen zu machen.

Squealer - Rocks: Hast Du alle Stücke, bei denen Apollo, Jesper und JC singen alleine
komponiert? Sind da evtl. Überbleibsel dabei, die Du mal für Helloween geschrieben hattest?

Markus: Genau. Das sind also meine Stücke. Ausser "Voices" habe ich alles von denen für die Bassinvaders geschrieben. "Voices" war eine Idee für Helloween. Damals war er allerdings noch etwas anders und ist durchgefallen. Dieses schwere langsame Stück ist fast von mir vergessen worden. Aber durch die tiefe Tonart passt es sehr gut zu den Bassinvaders finde ich.

Squealer - Rocks: Übrigens: Wer ist eigentlich JC?

Markus: JC ist der gute Jörg Wesenberg der auch bei Kickhunter singt. Ein super guter Kerl. Macht wirklich Spass etwas mit ihm zu machen.

Squealer - Rocks: Wenn ich "The Asshole Song" höre, denke ich automatisch an Lemmy oder
Gene Simmons. Hast Du jemals dran gedacht, dieses Stück einen von den beiden anzubieten?

Markus: Ich wusste erst nicht genau, wer das singen sollte. Aber dann habe ich eines Tages mal wieder in meiner D : A : D sammlung auf meinem I Pod gestöbert und als grosser Fan dieser Band hatte ich sofort die Lösung.
Ich kenne ja Gene Simmons nicht. Ich weiss ja nicht ob er überhaupt Bock auf so etwas hätte. Lemmy ist natürlich immer gerne und zu jeder Zeit sehr herzlich eingeladen ein Bassinvader zu sein. Vielleicht klappt es ja bei dem nächsten Album. Er hat das ja auch so ein kleines bischen mit inspiriert, mit seiner Art den Bass zu beackern.

Squealer - Rocks: In einem Review habe ich tatsächlich den Satz gelesen: "Mit Gitarren
wäre mehr drin gewesen".
Klar, ein Extrembeispiel an Dummheit. Aber inwieweit nimmst Du Dir schlechte Kritiken zu Herzen? Stört Dich bspw. ein schlechtes Review hier mehr als bei Helloween, weil ja nun mal Dein Name ganz oben auf dem Cover steht. Oder lassen Dich Kritiken nach so vielen Jahren im Geschäft gänzlich kalt?

Markus: Wenn einer sagt, mit Gitarren wäre mehr drin gewesen hat er klar die Idee verfehlt. Erstens ändern sich die Songs dadurch nicht viel, sondern nur der Sound. Und zum zweiten kannst Du ja zum Beispiel auch auf Apokalyptica Gitarren rauf packen. Ist dadurch dann auch mehr gewonnen oder was? Etwas mehr Fantasie meine Lieben!
Gitarren sind durchaus mit das wichtigste Element im Metal. Das ist mir schon klar. Ich liebe saulaute, verzerrte Gitarren sehr. Aber darum geht es nun mal hier nicht. Es wird wohl noch erlaubt sein dürfen, mal Dinge etwas anders anzugehen als gewöhnlich erwartet. Wenn das nicht mehr geht und Leute zu engstirnig sind, um offen mit solchen Sachen umzugehen, ist das eine grosse Beschränkung und führt zu keinerlei Neuerungen.
Aber wenn das Leute nun nicht so ganz mögen ist das für mich auch OK. Diese CD hat einige grundverschiedene Ansichten hervorgebracht. Das ist aber auch gut so. Besser als ein durchnittliches, brav produziertes Metal Album, welches keine Sau hören will. Ich zwinge ja niemanden, das gut zu finden. Also kann ich mit Kritiken ganz gut umgehen.

Squealer - Rocks: Wie haben die ganz großen Namen, wie Billy Sheehan oder Marco Mendoza auf Deine Anfragen reagiert? Waren sie sofort Feuer und Flamme oder musstest Du sie überreden?

Markus: Die fanden Die Idee sehr geil, weshalb sie dann ja auch ihre Zusage erteilt haben. Übereden musste ich eigentlich niemanden. Joey Vera meinte sogar, dass so etwas schon lange mal fällig war. Ich denke die fanden das echt alle ganz lustig.
Billy und Marco habe ich dann ja auch auf der Musik Messe Frankfurt getroffen und ein paar Takte mit ihnen schnacken können, nachdem ich mir den Workshop von Billy und den Gig von Marco angeschaut habe. Die waren echt total sympatisch und echt gut drauf.
Ich habe mir dann von denen auch mein Bassinvaders Album signieren lassen. Das war für mich auch ein toller Moment, mit meinen Lieblings - Bassern einfach mal so zu plaudern, da sie sowieso schon auf meiner CD spielten. Etwas schwerer war es teilweise den Kontakt herzustellen. Bei einigen Leuten waren da Manager dazwischen und so weiter. Aber damit habe ich mich dann halt auseinander gesetzt und im Endeffekt das erreicht, was ich wollte.

Squealer - Rocks: Haben sie schlicht ihren Job gemacht oder waren sie aufgrund des
besonderen Charakters dieser Geschichte besonders motiviert? Gab es jemand, den Du gerne dabei gehabt hättest, den Du aber nicht bekommen hast?

Markus: Ich denke nicht, dass sie nur einen Job gemacht haben. Ich kann bei den einzelnen Soli eine gute Motivation heraushören. Es gab sicherlich noch viele Bassisten, die ich gerne dabei gehabt hätte. Aber alles kann man dann auch nicht haben. Ich wollte ja auch nicht unbedingt unendlich viele Solo Parts machen, nur weil es so viele Leute geworden wären.Ich kann nun mit dem Line - Up wirklich auch mehr als zufrieden sein. Das ist mehr als ich mir jemals erträumt habe.

Squealer - Rocks: Passend zu dem dummen Satz aus dem Review: schon mit dem Gedanken
gespielt, die Songs auch mal mit Gitarren aufzunehmen?

Markus (lacht): Aber nur wenn mir jemand versichert, dass dann auch mehr drin ist.

Squealer - Rocks: Die Scheibe ist über Frontiers Record erschienen, da werden natürlich auch
entsprechende Verkaufszahlen erwartet. Ist bei guten Resonanzen auch ein
zweites Album drin? Oder bleibt dies für Dich eine einmalige Sache?

Markus: In Asien bei JVC habe ich definitiv eine zweite Option im Vertrag. Bei Frontiers für Europa, bzw. den Rest der Welt werden wir, glaube ich, abwarten, was damit so alles passiert. Wenn es gut laufen sollte, wäre ich natürlich dankbar noch irgendwann einmal eine zweite CD machen zu können. Aber nun warten wir erst einmal ab was mit der ersten so alles passiert. Mir ist schon klar, dass es für solche Side - Projekte, besonders für eines ohne Gitarren, immer etwas schwierig ist. Aber ich wollte da nichts unversucht lassen.

Squealer - Rocks: Letzte und wichtigste Frage an Dich als Hamburger: HSV oder St. Pauli?

Markus (lacht): Ich interessiere mich eigentlich nicht so für Fussball, ehrlich gesagt. Aber St. Pauli scheint mir doch etwas mehr Rock'n Roll zu sein. Da wird auch fröhlich gesoffen, wenn sie mal verlieren. Und das tun sie ab und zu mal.




















DISCOGRAPHY:

2008 - Hellbassbeaters

SQUEALER-ROCKS Links:

Bassinvaders - Hellbassbeaters (CD-Review)
Markus Grosskopf von Bassinvaders (Interview)


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