Squealer-Rocks.de CD-Review
Evergrey - Torn

Genre: Dark Melodic Power Metal
Review vom: 16.09.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 19.09.2008
Label: Steamhammer / SPV



Man muss kein Prophet sein, um dem neuen Evergrey Album glänzende Verkaufszahlen vorauszusagen. Die Schweden legen mit „Torn“ nämlich eine höchst reizvolle Symbiose aus alten Tugenden, sowie frischen Ideen vor und sprechen gleichzeitig eine enorm breite Masse an. Vielen Altfans war der Vorgänger „Monday Morning Apocalypse“ eine Spur zu glatt, zu direkt, vielleicht auch zu wenig melancholisch. Natürlich gab es noch die andere Fraktion, zu der ich mich auch zähle, die gerade das Weglassen der konsequenten Vertonung von Weltschmerz für höchst erfrischend hielt und mit den „Geradeaus – Nummern“ bestens zurecht kam.
Mit dem aktuellen Scheibchen dürften beide Parteien glücklich, respektive unglücklich, werden; der Headbanger samt Bierpulle, ebenso wie die Freunde der gepflegten Trauer.

Rollen wir das Feld mal von hinten auf:
In Zeiten, wo es auf Radiosendern wie „Eins Live“ auch schon tagsüber mal heftige Klänge zu hören gibt (manche Dinge sind heutzutage wirklich besser als früher), dürfte der Abschlusstrack des Albums, „These Scars“, keine Probleme haben, in der Dauerrotation zu landen und uns allen schon während der Frühschicht eine Gänsehaut zu bereiten. Dieser Song mit seinen vielen Gesichtern, der knallharten Metal mit einer unbeschreiblich intensiven Melodie verbindet und durch den weiblichen Gesangspart in den Adelsstand erhoben wird, ist der ultimative Anspieltip für alle, denen Evergrey bisher entgangen ist. Besser kann man Härte und Gefühl, Intelligenz und Eingängigkeit nicht präsentieren.

Natürlich muss man nicht bis Track Nr. 11 warten, um in ohrale Ekstase zu verfallen. Bereits der Opener „Broken Wings“ wird ab Freitag in den Metal – Discos hierzulande rauf und runter gedudelt werden.
Sofort auffällig: die wesentlich rauere Produktion als noch beim Vorgänger. Die Geschichte klingt weniger poliert und irgendwie authentischer.
Auch sind die Songs an sich viel härter – und trotzdem melodischer, was daran liegt, dass die Kompositionen wieder mehr Tiefe besitzen.
Das ergreifende „When Kingdoms Fall“ geht trotz massentauglicher Spielzeit von gut 5 Minuten locker als Epos über den Tisch. Der Titeltrack ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr gute Musik uns beeinflussen kann. In wenigen Minuten gelingt es der Band, vor allem dank Tom S. Englunds herrlich atmosphärischem Gesang, dass man sich echt „leidend und zerrissen“ fühlt. Kein Scheiss!
Noch schlimmer ist es bei „Fail“ : die harten, fast thrashigen Riffs, dann dieser schmerzvolle Gesang, diese zutiefst traurige Melodie, der Text über verletzte Gefühle; da reicht man die Scheidung ein und weiss gar nicht, warum.

Solche und derartige Emotionen sind für Evergrey Fans nichts neues, doch wie eingangs erwähnt, ist der reine Rock - und Metal Faktor trotz aller seelischen Schmerzen extrem hoch.
Bei den Riffs gibt es hier und da zwar leichte Abnutzungserscheinungen, doch die Soli sind streckenweise nicht von dieser Welt, wie auch die Rhythmus Fraktion, die - selten genug – Akzente setzen kann.
„Torn“ wird - da verwette ich meine KISS Sammlung – ein Bestseller und es gibt wenig Platten in dieser Verkaufskategorie, die das auch verdient haben.

Aber nicht vergessen: vor dem Gang zum Scheidungsanwalt noch einmal Bon Jovi einlegen...

Tracklist:
1.Broken Wings
2.Soaked
3.Fear
4.When Kingdoms Fall
5.In Confidence
6.Fail
7.Numb
8.Torn
9.Nothing Is Erased
10.Still Walked Alone
11.These Scars

Line Up:
Tom S. Englund – Vocals, Guitars
Henrik Danhage – Guitars
Jari Kainulainen – Bass
Rikard Zander – Keyboards
Jonas Ekdahl - Drums

DISCOGRAPHY:

1998 – The Dark Discovery
1999 – Solitude, Dominance, Tragedy
2001 – In Search Of Truth
2003 – Recreation Day
2004 – The Inner Circle
2005 – A Night To Remember (CD/DVD)
2006 – Monday Morning Apocalypse
2008 - Torn
2011 - Glorious Collision

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