Squealer-Rocks.de CD-Review
Evergrey - Glorious Collision

Genre: Dark Power Progressive Metal
Review vom: 26.02.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 25.02.2011
Label: Steamhammer /SPV



Was tut ein Bandleader (nettes, antiquiertes Wort, ne?) wenn gleich drei Mitglieder die Band verlassen, darunter der Co –Songwriter? Nun, wenn der Mann Tom S. Englund heisst flüchtet er sich weder in kompositorische Nullnummern oder peinliche Kopien vergangener Großtaten. Wenn dieser Mann Tom S. Englund heisst, kreiert er mal so eben eins der besten Alben seiner hochwertigen eigenen Discographie, vielleicht sogar das beste überhaupt. Unglaublich? Jau – im Grunde würde ich mir selbst nicht glauben, wenn ich mich nicht Tag und Nacht mit diesem zukünftigen Meilenstein beschäftigen würde. Doch mit jedem Durchlauf wird deutlicher, wie göttlich dieser Longplayer ist. Eigentlich eine“ Best Of Evergrey“ – bloß mit neuen Songs. Wer diese Platte nicht gut findet, dem würde ich selbst ein „Guten Morgen“ beim Frühschoppen verweigern.

Zugegeben – die Unterschiede zum bisherigen Schaffen der Schweden sind klein, ganz klein. Schon beim Opener „Leave It Behind Us“ donnern die Evergrey Trademarks geradezu plakativ in die Lauscher. Da ist sie wieder, diese ureigene Mischung aus Power Metal, Melancholie und dezent progressiven Elementen. Doch die letzten 10%, die machen den Unterschied. Irgendwie sind die Solo – Passagen einen Tick raffinierter, die Details wirken noch ausgefeilter, mutieren gar zu Highlights. Irgendwie wirkt die Symbiose aus Anspruch und Eingängigkeit dieses Mal schlicht perfekt.

Am anschaulichsten lässt sich das Genie von Englund ausgerechnet am Beispiel des schwächsten Songs des Albums, „Frozen“, beschreiben (wobei „schwach“ im Evergrey Kontext immer noch die Schulnote 2+ bedeutet). Diese höchst emotionale Nummer mit vieeeel Gothic Flair, die demnächst auf „Eins Live“ in die Dauerrotation gehen wird, klingt teilweise zu sehr auf Charts gebürstet und der Refrain kommt eine Spur zu symphonisch daher. Doch der Sänger und Gitarrist rettet diesen Track vor dem übel riechenden Makel des Durchschnitts mit einem instrumentalen Intermezzo, das gar nicht von dieser Welt sein kann.

Apropos „Eins Live“: Die Ohrwurmdichte liegt wieder mal bei 100% und es fällt total schwer, irgendwelche Highlights zu nennen. Mit der Pistole auf der Brust würde ich das extrem atmosphärische „To Fit the Mold“ nennen. Ein sich langsam bis zur unerträglichen Dramatik steigerndes Mini – Epos, mit langen Gitarren – Soli, proggigen Einsprengseln und einem überaus wirkungsvollen Keyboard.
Überhaupt muss man neben der Lobhudelei auf den Mastermind (dessen fette Riffs und geile Soli wie immer über den Dingen schweben) auch mal der Begleitmannschaft eine Medaille umhängen. Was dort als Fundament für die Englundschen Harmonien steht, ist an Raffinesse und Ideenreichtum kaum zu überbieten.

Im Grunde ist „Glorious Collision“ ein Evergrey Album, wie man es sich gewünscht hat, aber nicht unbedingt erwarten konnte. Es ist schon fast beängstigend, mit welcher Regelmäßigkeit hier Genialitäten veröffentlicht werden. Ich zumindest kann mir im Moment nicht vorstellen, jemals wieder etwas anderes als Evergrey zu hören. Glaubt mir, Ihr kriegt das Teil nicht mehr aus dem Kopf! Besser kann man modernen Metal nicht machen.

Tracklist:
01 Leave It Behind Us
02. You
03. Wrong
04. Frozen
05. Restoring The Loss
06. To Fit The Mold
07. Out Of Reach
08. The Phantom Letters
09. The Disease...
10. It Comes From Within
11. Free
12. I'm Drowning Alone
13. ...And The Distance

Line Up:
Tom S. Englund - Vocals & Guitar
Marcus Jidell - Guitar
Johan Niemann – Bass
Hannes Van Dahl – Drums
Rikard Zander - Keyboard

DISCOGRAPHY:

1998 – The Dark Discovery
1999 – Solitude, Dominance, Tragedy
2001 – In Search Of Truth
2003 – Recreation Day
2004 – The Inner Circle
2005 – A Night To Remember (CD/DVD)
2006 – Monday Morning Apocalypse
2008 - Torn
2011 - Glorious Collision

SQUEALER-ROCKS Links:

Evergrey - A Night To Remember (CD-Review)
Evergrey - Monday Morning Apocalypse (CD-Review)
Evergrey - Torn (CD-Review)
Evergrey - Glorious Collision (CD-Review)

Evergrey - A Night To Remember (DVD-Review)

Majesty, Mystic Prophecy, Evergrey - Bochum, Matrix (Live-Review)

Michael Hakansson von Evergrey (Interview)
SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren