Squealer-Rocks.de CD-Review
Winger - Karma

Genre: Hard Rock
Review vom: 07.10.2009
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 16.10.2009
Label: Frontiers Records



Nein, Anbiederung kann man Herrn Winger nun wahrlich nicht vorwerfen. Das Comeback-Album seiner Kapelle, schlicht „IV“ betitelt, kam düster daher, fast progressiv und ein wenig sperrig – also im Grunde das absolute Gegenteil dessen, worauf Winger in den Achtzigern seinen überwältigenden Erfolg in den Staaten aufbaute.

Die Reaktionen waren dementsprechend verhalten, auch wenn die Scheibe, wenngleich untypisch, sicher nicht schlecht war. Man durfte also gespannt darauf sein, wie der gewesene Schwarm unzähliger US-Girlies seine nächste Scheibe angehen würde. Und, wie immer sein Plan auch gewesen sein mag, er hat es meisterhaft hinbekommen!

Natürlich: Kip Winger ist ein großartiger Musiker und Songwriter. Lassen wir die grundsätzliche Ablehnung mal außen vor, die wir alle dem Beau-Gepose in den Achtzigern entgegengebracht haben, hat er schon immer großartige Songs geschrieben und dazu in Reb Reach einen kongenialen Partner an seiner Seite gehabt. Auf „Karma“ schafft es die Band nun, den modernen, fast düsteren Sound des Vorgängers weiterzuführen und ihm dabei seine Sperrigkeit zu nehmen. Heraus kommt ein Album, das von zwei Dingen lebt: Wingers Händchen für großartige Melodien und einem technischen, fast kalten Sound, der den reizvollen Kontrapunkt setzt.

Dabei ist Herr Winger so freundlich, uns den Einstieg leicht zu machen: „Deal With The Devil“ ist eine klare Verbeugung an seine alten Sachen, allerdings mit Eiern. Ein straighter Rocker einschließlich Problemlos-Mitgröhl-Refrain und ein perfekter Opener. Schon mit der zweiten Nummer „Stone Cold Killer“ allerdings wird klar, dass die Amis es damit nicht bewenden lassen werden. Es wird finster, es wird kalt, und es folgt einer der besten Refrains, die Winger bis dato auf Platte gebannt hat. Mitreißend!

„Come A Little Closer“ ist eine fiese kleine Nummer, die mir eine Huldigung an seinen alten Chef Alice Cooper zu sein scheint, während das schleppende „Supernova“ wieder mächtig eingängig in die Gehörgänge flutscht. Okay, ob sich die Männer mit dem überlangen und irgendwie belanglosen Blues „After All This Time“ tatsächlich einen Gefallen getan haben sei mal dahin gestellt, und den durchdrehenden Reach am Ende des eigentlich wunderschönen, aber zwei Minuten zu langen Rausschmeißers „Witness“ hätten wir uns auch sparen können, aber am Fazit ändert das wenig.

Ganz ehrlich: Ich hätte Winger eine solche Scheibe nicht zugetraut, Schande über mein Haupt. „Karma“ ist moderner, etwas technischer harter Rock wie aus dem Lehrbuch und vielleicht das Beste, was die Band in ihrer Historie bis dato eingespielt hat. Wahrlich nicht schlecht für einen Poser!

Tracklist:

1.Deal With The Devil
2.Stone Cold Killer
3.Big World Away
4.Come A Little Closer
5.Pull Me Under
6.Supernova
7.Always With Me
8.Feeding Frenzy
9.After All This Time
10.Witness

Lineup:

Kip Winger (bass, vocals)
Reb Reach (guitars)
John Roth (guitars)
Rod Morgenstein (drums)

DISCOGRAPHY:

1998 - Winger
1990 - In The Heart Of The Young
1993 - Pull
2006 - IV
2007 - Demo Anthology
2007 - Live (Doppel-CD und DVD)
2009 - Karma
2014 - Better Days Comin'

SQUEALER-ROCKS Links:

Winger - IV (CD-Review)
Winger - Demo Anthology (CD-Review)
Winger - Live (CD-Review)
Winger - Karma (CD-Review)
Winger - Better Days Comin' (CD-Review)

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