Squealer-Rocks.de CD-Review
Helloween - Live In Sao Paulo (Doppel CD)

Genre: Speed Melodic Metal
Review vom: 19.02.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Konzerte in Brasilien zählen seit jeher zu den unvergessenen Höhepunkten einer jeden Musikerkarriere. Man denke hierbei nur mal an die frenetisch umjubelten Iron Maiden Gigs beim Rock in Rio, deren Gänsehautstimmung noch heute bis in die eigenen vier Wände nachhallt. Kaum ein zweites Publikum kann auf dieser Welt so ausgelassen feiern und durch eine unglaubliche Textsicherheit glänzen wie die Brasilianer. Genug Gründe für die deutschen Speed Melodic Metaller von Helloween, um den Südamerikanern auf der KEEPER OF THE SEVEN KEYS – THE LEGACY Welttournee mal einen kleinen Besuch im größeren Rahmen abzustatten und das Spektakel in Bild und Ton festzuhalten. Doch bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt.

Und das bekommt der Hörer bei diesem zwei-CDs-starken LIVE IN SAO PAULO Duplikat deutlich zu spüren. Die von Stammproduzent Charlie Bauerfeind überprüfte und anscheinend auch verfeinerte Aufnahmequalität hält beileibe nicht mit den heutigen von Bands wie Evergrey oder Pride Of Lions diktierten Standards mit, weißt sie doch trotz des guten Einfangens des brasilianischen „Chors“ viele Ungereimtheiten auf. Eklatante Defizite, wie man sie von den klangtechnischen Perfektionisten der wichtigsten deutschen Stahlschmiede eher selten zu Gehör bekommt.

„Die Stimmung bleibt Stimmung“ mag man denken, wenn die allseits bekannten Smasher „Eagle Fly Free“, „Future World“ oder „Dr. Stein“ mit ihren mittlerweile unerlässlich erscheinenden Anhängsel der Marke „die Band, die keiner kennt, stellt sich namentlich vor“, „das Publikum darf minutenlang „Oh Oh Oh“ und „Uh Uh Uh“ singen“ oder „mühsame, stupide Soli werden zum Besten gegeben“ vom Stapel gelassen werden. Setzt man die kürbiskopfförmige Vereinsbrille auf, kann man das je nachdem auch so sehen...

...wäre da nicht die nächste Fehlpolung dieses eineinhalbstündigen Abends: Die Stimme des umstrittenen Frontmannes Andi Deris. Hierzu muss ich noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass ich eigentlich zu seinen Befürwortern gehöre bzw. gehört habe. Aber was er in Sao Paulo stellenweise abliefert, erinnert entfernt schon an Paul Di Anno, der einst auf Festivals die kläglichen Versuche unternahm seine Stimme wiederzufinden. Ich habe ganz sicher nicht mitgezählt, wie viele Töne er nicht getroffen hat, aber glaubt mir: Es waren einige. Im meiner Meinung nach deplazierten Opener, dem überlangen Epos „The King For A 1000 Years“, verpatzt er gar seinen Einsatz, um weniger später mit einer hochmasturbierten Atonie zu glänzen, die der Körperverletzung erschreckend nahe kommt.

Den über 6.000 Besuchern im randvollen Venue in Sao Paulo, der Hauptstadt dieses in mehreren Formaten erscheinenden Packages, scheint es egal zu sein oder sagen wir es so: Sie nehmen an schwermetallischen Acts sowieso was kommt und freuen sich auf die kurzweiligen Hits wie „Mr. Torture“, „If I Could Fly“, „Power“ oder „I Want Out“, sowie die wenigen Songs vom dritten Teil der KEEPER-Reihe („The Invisible Man“ und „Mrs. God“), egal wie gut die Jungs das in Normalform vortragen können. Immerhin lässt die ausgewogene, wenn auch wieder stark auf Balladen fokussierte Setliste keinen Raum für etwaige Kritik!

Als Zusatz bekommt der potentielle Käufer eine in Tokio performte Version des ersten KEEPER OF THE SEVEN KEYS Zehnminüters „Halloween“ und das fulminante „Occasion Avenue“ – aufgezeichnet während eines tschechischen Gastspiels, bei dem Andi Deris beweißt, dass es doch geht, das „vernünftige“ Singen. Während die DVD-Austattung des gleichen Events noch mit einigen Bonus Features aufwartet, bleibt es einzig den Europäern vorbehalten beides (also Doppel-CD und Doppel-DVD) in einem Satz zu kaufen.

Fazit: Nur, muss man dieses LIVE IN SAO PAULO wirklich sein Eigen nennen können, um als Helloween-Fan akzeptiert zu werden? Ich denke nicht. Wer sich a.) nicht als 100%-iger Die-Hard-Fan ausweist und b.) alle wichtigen Studioplatten in seinem Regal stehen hat, kann getrost auf jegliche Form der LIVE IN SAO PAULO Reihe verzichten. Für „Einsteiger“ könnte es, aufgrund des guten Querschnitts durch 20 Jahre Helloween, dennoch eine lohnenswerte Investition sein – trotz der Makel.

VÖ: 23. Februar 2007

Tracklist:
CD 1:
1. Intro
2. The King For A 1000 Years
3. Eagle Fly Free
4. Hell Was Made In Heaven
5. Keeper Of The Seven Keys
6. A Tale That Wasn't Right
7. Mr. Torture
8. If I Could Fly
9. Power
CD 2:
1. Future World
2. The Invisible Man
3. Mrs. God
4. I Want Out
5. Dr. Stein
6. Occasion Avenue
7. Halloween

Band Line-Up:
Andi Deris - Gesang
Michael Weikath - Gitarre
Sascha Gerstner - Gitarre
Markus Großkopf - Bass
Dani Loeble - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1985 - Helloween
1986 - Walls Of Jericho
1987 - Keeper Of The Seven Keys Part I
1988 - Keeper Of The Seven Keys Part II
1989 - Live In The UK
1991 - Pink Bubbles Go Ape
1993 - Chameleon
1994 - Master Of The Ring
1996 - High Live
1996 - Time Of The Oath
1998 - Better Than Raw
1998 - Pumpkin Box
1999 - Metal Jukebox
2000 - The Dark Ride
2003 - Rabbit Don't Come Easy
2005 - Keeper Of The Seven Keys - The Legacy
2007 - Live In Sao Paulo (CD/DVD)
2007 - Gambling With The Devil
2010 - Unarmed: Best of (25th Anniversary)
2010 - 7 Sinners

SQUEALER-ROCKS Links:

Helloween - Keeper Of The Seven Keys-The Legacy (CD-Review)
Helloween - Light The Universe (Single) (CD-Review)
Helloween - Mrs. God (Single) (CD-Review)
Helloween - Live In Sao Paulo (Doppel CD) (CD-Review)
Helloween - Gambling With The Devil (CD-Review)
Helloween - 7 Sinners (CD-Review)
Helloween - Straight out of Hell (CD-Review)

Helloween und Primal Fear - Karlsruhe, Festhalle Durlach (Live-Review)

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