Squealer-Rocks.de CD-Review
Bonfire - Double X

Genre: Hard Rock
Review vom: 20.04.2006
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Hoppla, die neue Bonfire trudelt ja relativ unspektakulär ein. Nachdem der letzte Output genau so groß angekündigt wie heftig umstritten war, liefern die Ingolstädter ihren Release zum 20-jährigen Album-Jubiläum der Band eher ruhig ab.

Gespannt sein darf man dennoch: Wie klingen Bonfire 20 Jahre nach dem Klassiker „Don’t Touch The Light“? Und vor allem, wie entwickelt sich der Sound der Band, nachdem die letzte Scheibe „Free“ eher auf geteilte Meinungen stieß?

Bereits beim Interview mit Hans Ziller und Jürgen Wiehler vor ungefähr einem Jahr hatte ich das Gefühl, dass die Männer mit dem Album nicht wirklich glücklich waren. „Double X“ scheint diese These zu bestätigen, denn nachdem man das Intro erstmal überstanden hat und die Gitarren zu „Day 911“ einsetzen, wird klar: Holla die Waldfee, Bonfire wollen’s noch mal wissen! Der Up-Tempo-Opener drückt dermaßen mächtig, dass tatsächlich Erinnerungen an die glorreichen 80er wach werden. Und damit gar keine Missverständnisse aufkommen, wird der Rocker „But We Still Rock“ zur Sicherheit gleich nachgeschoben. Spätestens jetzt ist klar: Die Zeit der Experimente scheint bei den Ingolstädtern vorerst vorbei zu sein, es rockt und rollt wieder im Hause Bonfire. Nummern wie „Bet Your Bottom Dollar“, „So What“ oder „Rap Is Crap!“ werden altgedienten Fans runtergehen wie Öl und die “Free”-Irritationen schnell vergessen lassen. Stichwort „Rap Is Crap!“ – textlich schrecken die Bayern ja vor heißen Eisen nicht zurück, diesmal bekommt die Gangsta-Rap-Fraktion ihr Fett weg: „What sells is violence, sex, drugs and guns, and the record company doesn’t give a damn shit about where the money comes from, for promoting hate and crime, and saying my mother is a whore, you get rewarded with the Grammy Award“. Oha …

Stilistisch läuft “Double X” für meine Ohren am ehesten auf das “Fireworks”-Album heraus, denn neben den genannten, bissfesten Rockern lassen es Bonfire, ganz ihrer Tradition entsprechend, auch mal ruhiger und melodischer angehen. „Notion Of Love“ oder das textlich bemerkenswerte „Cry For Help“ sind Vertreter dieser Fraktion, melodische Rock-Nummern mit großartigen Melodien und eher dezentem Härtegrad. Die Ballade ist mit „Blink Of An Eye“ diesmal etwas bombastischer ausgefallen als die Vorgänger, würde aber nach wie vor auf jedem Metal-Ballads-Sampler ohne Zweifel Verwendung finden.

Fazit: Ich gestehe gerne ein, als Fan der ersten Stunde kann ich Bonfire natürlich nicht objektiv gegenübertreten, aber wer kann schon von sich behaupten, Musik objektiv beurteilen zu wollen? Gott sei Dank bringt mich die Männer nicht in Verlegenheit, denn ohne mich verbiegen zu müssen kann ich behaupten, dass Bonfire anno 2006 stark wie lange nicht mehr klingen. Fest steht in jedem Fall, dass die Ingolstädter mit „Double X“ ein Album vorgelegt haben, das viel Spaß macht, eindeutig nach Bonfire klingt und erheblich näher an „Fireworks“ als am letzten Longplayer angelehnt ist. Demzufolge sollten Anhänger der Band, die nach „Free“ verschreckt Abstand genommen haben, den Versuch wagen und wieder einen Schritt auf die Band zugehen. Sollte sich lohnen.


Tracklist:
01. Day 911
02. But We Still Rock
03. Cry For Help
04. Bet Your Bottom Dollar
05. What’s On Your Mind
06. Blink Of An Eye
07. Rap Is Crap!
08. Notion Of Love
09. Right Things Right
10. Hard To Say
11. Wings To Fly
12. So What?

Lineup:
Claus Lessmann (vocals)
Hans Ziller (guitar)
Chris „Yps“ Limburg (guitar)
Uwe Köhler (bass)
Jürgen “Bam Bam” Wiehler (drums)

DISCOGRAPHY:

1986 - Don't Touch The Light
1987 - Fireworks
1989 - Point Blank
1991 - Knock Out
1993 - Live... The Best
1993 - Glaub Dran (EP)
1996 - Feels Like Comin' Home
1996 - Freudenfeuer (auf deutsch)
1997 - Hot & Slow
1997 - Rebel Soul
1999 - Fuel To The Flames
2001 - Strike X
2002 - 29 Golden Bullets (Best-Of-2CD)
2002 - Live Over Europe (live)
2003 - Free
2005 - One Acoustic Night
2006 - Double X
2007 - Double Vision (DVD)
2008 - The Räuber

SQUEALER-ROCKS Links:

Bonfire - Double X (CD-Review)
Bonfire - Free (CD-Review)
Bonfire - One Acoustic Night (CD-Review)
Bonfire - The Räuber (CD-Review)
Bonfire - Cry For Help (EP) (CD-Review)

Bonfire - Double Vision (DVD-Review)

Bonfire - Frankenthal, Krone Music Club (Live-Review)Bonfire und Trancemission - Speyer - Halle 101 (Live-Review)

Hans Ziller & Bam Bam von Bonfire (Interview)
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