Squealer-Rocks.de CD-Review

Gotthard - Human Zoo

Genre: Rock
Review vom: 20.04.2003
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:

Zugegeben, vielleicht sollte jemand dieses Review schreiben, der Gotthard noch nicht kannte, als sie die Götterscheiben DIAL HARD und G veröffentlichten. Vielleicht sollte jemand dieses Review schreiben, dem BON JOVI näher liegt als AC-DC. Nachdem ein Solcher aber nicht greifbar ist, bleibt die Bewertung des neuen Longplayers HUMAN ZOO also an mir hängen, und zwangsläufig kommen die Schweizer nicht besonders gut weg.

Dabei geht es eigentlich gut los; der Opener HUMAN ZOO rockt fast wie in alten Zeiten. Okay, Riff geklaut von Nickelback, aber dennoch Hoffnungsschimmer. Danach geht´s allerdings rapide bergab mit meiner Begeisterung. Schon der zweite Song, die Single-Auskopplung WHAT I LIKE macht deutlich, wohin die Reise gehen wird: Massentauglicher Soft-Rock, hart an der Pop-Grenze, nett anzuhören und beileibe nicht störend, aber auch seelenlos und uninspiriert auf Charts getrimmt. Und so läuft dann auch ein Großteil der Scheibe einfach an mir vorbei, auch nach mehrmaligem Hören. Papa wird´s recht sein beim samstäglichen Autowaschen und Mutti kann beim Bügeln mitpfeifen, der Hard-Rocker wird sich zum gepflegten Bangen im Zweifelsfall aber eher ROCK THE BLOCK auflegen.

Aber natürlich ist nicht alles schlecht an diesem Silberling, lassen wir also die positiven Seiten nicht außen vor: Die Halbballade JANIE´S NOT ALONE treibt, unterstützt von irischen Fiedeln, das Konzept des Soft-Rocks an die Grenze der Perfektion. Die obligatorischen Tränentreiber leben von Steve Lee´s fantastischer Stimme und bedienen Fans dieses Genres aufs Beste (auch wenn FATHER IS THAT ENOUGH und LET IT RAIN unerreicht bleiben), und die Produktion ist eines Albums würdig, das oft über die Ladentische wandern soll.

Fassen wir zusammen: Ich hab euch vorgewarnt, ich kann mit GOTTHARD seit OPEN nicht mehr wirklich viel anfangen; mir persönlich fehlen die Eier, fehlt die Seele in den neuen Songs. Andererseits machen GOTTHARD massentaugliche Mucke auf hohem Niveau, allein Steve Lee´s Organ verweist die unzähligen BON JOVI-Klone in die zweite Reihe. Fans des gemäßigten Rocks aus der BON JOVI/EUROPE-Ecke sollten also getrost mal einen Versuch wagen, Anhänger der härteren Töne sind mit den Schweizern KROKUS und SHAKRA dagegen definitiv besser bedient.


Tracklist:
1. Human Zoo
2. What I Like
3. Have A Little Faith
4. Top Of The World
5. Janie's Not Alone
6. Still I Belong To You
7. One In A Million
8. No Tomorrow
9. First Time In A Long Time
10. Where I Belong
11. Long Way Down
12. What Can I Do

Line Up:
Steve Lee (v)
Mandy Meyer (g)
Marc Lynn (b)
Leo Leoni (g)
Hena Habegger (d)