Squealer-Rocks.de DVD-Review

Gotthard - Made In Switzerland

Genre: Hardrock
Review vom: 10.04.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:

Für einen Gotthard Fan der ersten Stunde gab es Momente, in denen man es als Anhänger der besten Schweizer Band nicht gerade leicht hatte. Quälend lang erschien damals die Zeit, als sich die einst so kernigen Hardrocker mit Alben wie "Open“ und "Homerun“ immer weiter von ihren Wurzeln entfernten und mehr die Schwiegermutter als den Kutte tragenden Biertrinker erfreuten. Doch eine Sache war immer Pflicht: Ein Konzertbesuch bei den Alpenrockern. Denn auch in den Jahren, als die Setlist zu zwei Dritteln aus Stücken eben jener ungeliebten Alben bestand, war ein Gotthard Live Gig immer über jeden Zweifel erhaben. Die Truppe bot stets eine Performance der absoluten Spitzenklasse und auch sanftere Tracks kamen on Stage eine ganze Ecke knackiger rüber.

Mit "Lipservice“ erschien im vergangenen Jahr dann das beste Gotthard Album überhaupt. Rockig wie früher, hochmelodiös und auch die Frau Schwiegermama durfte sich über ein paar – wirklich gute – Balladen freuen.
Und hier setzt dann die Logik ein; und zwar in Form des gerade eben von mir entwickelten "Schweizer Rock’n’Roll Gesetzes“:
Durchschnittliche Platten - -geile Konzerte.
Geile Platten - -hammergeile Konzerte!
Die Grundlage dieses Meilensteins der Naturwissenschaften beruht auf der Tatsache, dass ein Gotthard Gig grundsätzlich zum Großteil aus Stücken des gerade aktuellen Albums besteht.

Eine direkte, zunächst negativ anmutende, Folge dieses tollen Gesetzes ist, dass es keine CD oder DVD auch nur annähernd schafft, die Stimmung eines Live Erlebnisses dieser Band wiedergeben zu können. Da es mir aber wie vielen anderen Fans geht und wir leider nicht die Möglichkeit haben, die Jungs dreimal die Woche im heimischen Wohnzimmer aufspielen zu lassen, muss halt der Silberling in Gestalt eines Live Mitschnitts als Ersatzbefriedigung herhalten.

Also, Augen zu und durch! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Bei geschlossenen Augen schafft es "Made in Switzerland“ tatsächlich, den Hörer zurück an den Ort des phänomenalen Geschehens zu beamen. Hier kann man wirklich von "Live“ sprechen. Polemiker werden beim Hören garantiert irgendetwas von „wurde alles im Studio nachgebessert“ faseln - -und werden dafür von allen, die livehaftig dabei waren nur mitleidig belächelt werden.
Leute, die sind so gut, die brauchen keine Overdubs!
Für jeden Gotthard Fan müsste dieses Album wie eine Erlösung sein: endlich kann man die „Ungläubigen“ davon überzeugen, wie schweinegeil die Truppe auf der Bühne ist.

Auf den Konzerten hört man oft den Satz: „Besser als auf CD“. Auch diese gewagte These lässt sich auf vorliegender CD ( das so genannte „Schweizer Rock’n’Roll Paradoxum“) beweishaltig zugunsten der rockenden Musikanten belegen. Bis auf das in Akustik Version gezockte "In the Name“ wird kein Song grundlegend verändert, bekommt aber doch ein etwas anderes Gesicht, als in der Studio Fassung.
Bei den Balladen logischerweise durch die Übernahme des Gesangs vom Publikum, bei Halb – Tränentreibern wie "Let it be“ oder "I wonder“ durch eine etwas fettere Spielweise, sowie der Zunahme eines Keyboarders, der übrigens als Gastmusiker einen tollen Job macht und von Sänger Steve verdientermaßen entsprechend gewürdigt wird.
Auch die Stücke für die Lederjacken – Fraktion kriegen auf "Made in Switzerland“ noch einen zusätzlichen Arschtritt. Dadurch werden aus Mitwippern wie die außerordentlich groovenden "Sister Moon“, "All we are oder "Mountain Mama“ Schmerzen erzeugende Headbanger - und Faustreck Nummern.


Dass dieser höchst authentische Mitschnitt über einen Sound verfügt, den andere Bands nach einem mehrmonatigen Studioaufenthalt nicht hinbekommen, erwähne ich nur am Rande. Vielmehr ist es mir zum Abschluss ein höchst persönliches Anliegen mal die Leute zu würdigen, die oft gescholten, in guten Momenten aber gerne vergessen werden, und die nicht unwesentlich zum Gelingen eines solch’ tollen Live Albums beitragen:
Seit weit mehr als einer Dekade sorgen nicht nur die Musiker von Gotthard dafür, dass ihre Auftritte den Begriff „Perfekt“ verdienen, sondern ebenso die Leute am Mischpult.
Von hier aus mal ein riesiges DANKE an die Jungs an den Knöpfen, die selbst „unbeschallbare“ Hallen (remember Herne „Eis Arena“) in ein akustisches Gotthard Wunderland verwandeln. Wir Fans danken es Euch!
Gehört nicht unbedingt in ein CD Review, muss aber mal gesagt werden.



Tracklist:

1. All We are
2. Dream on
3. Hush
4. Mountain Mama
5. Let it be
6. Top of the World
7. I wonder
8. Said and done
9. One Life, One Soul
10. Nothing left at All
11. Sister Moon
12. Mighty Quinn
13. In the Name
14. Heaven
15. Lift U up
16. Anytime, Anywhere
17. Immigrant Song

Line up:

Steve Lee - Vocals
Leo Leoni - Guitar
Freddy Scherer - Guitar
Marc Lynn - Bass
Hena Habegger – Drums

DISCOGRAPHY:

1992 – Gotthard
1994 – Dial Hard
1996 – G.
1997 – DeFrosted
1999 – Open
2001 – Homerun
2002 – One Life (Best Of)
2003 – Human Zoo
2004 – One Team One Spirit (Best Of)
2005 – Lipservice
2006 - Made In Switzerland - Live In Zürich (CD/DVD)
2007 - Domino Effect
2009 - Need to Believe

SQUEALER-ROCKS Links:

Gotthard - G. (CD-Review)
Gotthard - Human Zoo (CD-Review)
Gotthard - Lipservice (CD-Review)
Gotthard - One Team, One Spirit (CD-Review)
Gotthard - Need to Believe (CD-Review)
Gotthard - Firebirth (CD-Review)
Gotthard - Bang! (CD-Review)

Gotthard - Made In Switzerland (DVD-Review)

Status Quo / Gotthard / Morris - Emden, Nordseehalle (Live-Review)
Gotthard und Axxis - Herne, Gysenberghalle (Live-Review)

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