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Motörhead - Inferno - 30th Anniversary (CD + DVD)

Genre: Metal'n'Roll
Review vom: 05.12.2005
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Zu diesem 30. Geburtstag wird mal nicht der Jubilar beschenkt, nein, die Metal Legende Motörhead beschenkt ihre Fans mit einer schicken Special Edition. Und was ist das Schönste an Geschenken? Genau, das auspacken. In diesem Fall bedeutet das konkret, dass die Jubiläums CD / DVD in stilechtem Motörhead Geschenkpapier eingewickelt ist. Wenn das mal keine Marktlücke auf dem Hartwurst Sektor ist. Tolle Idee.
Der Inhalt ist ebenfalls vom Edelsten ( Hochglanz – Pappschuber, fettes Klappcover und feines Booklet ), also sollte so manch einer hier schon eine passende Weihnachtsüberraschung, respektive -wunsch, gefunden haben.

Man könnte sich jetzt fragen, warum die Truppe zum Ehrentag ausgerechnet ihren letzten Longplayer "Inferno“ noch einmal in dieser speziellen Fassung auf den Markt wirft.
Eigentlich ganz einfach: Motörhead Best of Compilations gibt es schon im Überfluss und das Album zählt ohne Zweifel zu den besten in der 3 Dekaden andauernden Historie des Warzenmanns.
Zwar gab es niemals eine schlechte Veröffentlichung, doch "Inferno“ kann es problemlos mit Kloppern wie "1916“ aufnehmen, das Album mit dem ich hier die größten Parallelen sehe.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Briten nach der eher durchwachsenen "Hammered“ so eine Steigerung nicht mehr zugetraut hätte.
Logisch, Überraschungen gibt es hier so gut wie keine, die will aber auch keiner. Motörhead klingen immer nach Motörhead. Mal nur "gut“, mal "sehr stark“.
In den letzten 10 Jahren hielten sich diese beiden Einschätzungen immer die Waage. "Inferno“ hat allerdings 12 Mal "sehr stark“ auf der Habenseite.
Typische Nackenbrecher wie "Fight“ oder "Killers“ laden zum bangen incl. mitgröhlen ein, Rock’ n’ Rolliges wie "Life’s a bitch“ lässt die Bierkanne auf dem Tisch im Takt hüpfen, die Lava – Klänge bei "Suicide“ lassen Erinnerungen an "Orgasmatron“ wach werden und bei "Keys to the Kingdom“ wird dem typischen Head Sound gar eine Prise Epic Metal beigemischt.
Alles wie gehabt also, bloß auf extrem hohen Niveau.
Halt! Beim letzten Stück gibt’s doch noch ein paar untypische Töne zu hören. Der "Whorehouse Blues“ bietet tatsächlich die im Titel genannte Stilrichtung in Reinkultur. Lediglich 2 akustische Klampfen, Lemmy’s auf 60er Jahre produzierte Stimme und eine Mundharmonika versetzen den erstaunten Metalhead auf die Baumwollfelder der Südstaaten.

Klar, dass weiß der treue Fan bereits seit einem Jahr, umso größer wird dessen Freude bei der beiliegenden DVD sein.
Zunächst mal gibt es 6 Songs des Jubiläumskonzerts vom Juni in London zu sehen. Zu einem Gig dieser Legende gibt es freilich nicht mehr viel zu erzählen. Kult pur! Erzählen kann man jedoch etwas über die technische Qualität des Silberlings. Es mag ein bisschen komisch klingen, aber es wird echt zu einem Hörerlebnis, sich die Aufnahmen im Surround Sound reinzupfeifen. Hätte ich bei derart rotziger Mucke nicht geglaubt. Sehr klar und sauber das Ganze und nicht einfach nur laut.
Lobenswert auch die Kameraführung. Endlich mal keine MTV kompatiblen Schnitte im Millisekundentakt, die das Anschauen schnell zur Tortur werden lassen.

Nach der 30 - minütigen Live Performance folgt das einstündige Herzstück der DVD. Die komplette Geschichte der Band wird in einer höchst kurzweiligen und amüsanten Form erzählt.
Logischerweise von den Protagonisten höchstpersönlich. Lemmy und Ur – Schlagzeuger Philthy Taylor sitzen in einem Pub – wo sonst – und geben Anekdoten von sich, die an Unterhaltungswert nicht zu überbieten sind. Ich bezweifle auch sehr stark, dass es auf diesem Erdball noch coolere Leute als diese beiden gibt. Hier kann man sich einige Male vor Lachen kaum halten.
Auch "Fast“ Eddie Clarke kommt natürlich mit reichlich Stories aus den alten Tagen zu Wort. Ebenso haben die aktuellen Bandmitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee allerhand obskures zu berichten.
Statt eines fragenden Reporters gibt es immer wieder Einblendungen, wie man sie aus alten Stummfilmen kennt, in denen die Geschehnisse zusätzlich erklärt oder ironisch kommentiert werden. Das hat schon was von Komödie!
Ich empfehle aber auf jeden Fall die deutschen Untertitel einzuschalten, denn ansonsten ist dem Genuschel nur recht wenig Sinnvolles zu entnehmen und es geht viel vom trockenen Humor verloren.
Sehr schön auch hier, dass die Hintergrundmusik ebenfalls im Raumklang aus den teuren Speakern dröhnt.

Der nächste Menupunkt ist das Video zum "Whorehouse Blues“, dem ein "Making of“ des Clips folgt, bei dem es auch wieder ordentlich was zu grinsen gibt.
Wenn beispielsweise Phil Campbell mit Doppelgängern solch illustrer Namen wie Elton John, Rod Stewart oder Brad Pitt in angetrunkenem Zustand in eine altehrwürdige englische Bank einfällt und fragt, ob jemand ein Konto eröffnen möchte, bleibt kein Auge trocken.

Sehr lobenswert ist auch die ca. 20 - minütige Würdigung von Joe Petagno, dem Schöpfer der legendären Motörhead Album Cover. Ein sehr intelligenter Mann, der eine Menge vernünftiger Ansichten zu Themen wie Politik oder Religion bereithält.
Damit erreicht die DVD eine ungefähre Laufzeit von 140 Minuten.
Als Easter Egg gibt’s dann noch die Gratulation eines alten kranken Mannes, der jedem jungen Fan die beste Warnung vor Drogen sein sollte.
Gezeichnet wie nach einem Schlaganfall stammelt dieses Wrack, das einst mal zu den Begründern unserer Szene gehörte und heute den Kasper für MTV Glotzer macht, irgendwas von "God bless Lemmy.“

Ein trauriger Abschluss zwar, der jedoch nichts von der Freude an diesem tollen Package nehmen kann.
Wer "Inferno“ schon besitzt, sollte sich nun überlegen wie man das alte Teil am besten verwerten kann und wer noch nicht das Vergnügen dieser superben CD hatte, müsste eigentlich wissen was nun zu tun ist.
Merry X -Mas!

Tracklist Inferno:
01. Terminal Show
02. Killers
03. In The Name Of Tragedy
04. Suicide
05. Life's A Bitch
06. Down On Me
07. In The Black
08. Fight
09. In The Year Of The Wolf
10. Keys To The Kingdom
11. Smiling Like A Killer
12. Whorehouse Blues

DVD:
I. Live at the Hammersmith Apollo:

1. Killers
2. Love for Sale
3. Tragedy
4. (We are) The Road Crew
5. Whorehouse Blues
6. Bomber

II. The Guts and the Glory – The Motörhead Story

III. Whorehouse Blues

1. The video Clip
2. The Makin Of

IV. About Joe Petagno

Line up:
Lemmy Kilmister – Vocals, Bass, Guitar, Harmonica
Mikkey Dee – Drums
Philip Campbell – Guitar, Backing Vocals

DISCOGRAPHY:

1977 - Motörhead
1979 - Overkill
1979 - On Parole
1979 - Bomber
1980 - Ace Of Spades
1981 - No Sleep 'Til Hammersmith
1982 - Iron Fist
1983 - Another Perfect Day
1984 - No Remorse
1986 - Orgasmatron
1987 - Rock'n'Roll
1988 - No Sleep At All
1991 - 1916
1992 - March Ör Die
1993 - Bastards
1995 - Sacrifice
1996 - Overnight Sensation
1998 - Snake Bite Love
1999 - Everything Louder Than Everyone Else
2000 - We Are Motörhead
2000 - The Best Of
2002 - Hammered
2003 - Live At Brixton Academy
2004 - Inferno
2006 - Kiss of Death
2008 - Motörizer
2010 - The Wörld Is Yours
2013 - Aftershock


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